Peru / Umwelt

Streit um Verantwortung des Repsol-Konzerns für die Umwelt-Katastrophe in Peru

Regierung ruft nationalen Notstand aus. Richter verhängt 18-monatiges Ausreiseverbot gegen vier Führungskräfte von Repsol.

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Mindestens 1.400 Hektar Strand wurden durch ausgelaufenes Öl verschmutzt
Mindestens 1.400 Hektar Strand wurden durch ausgelaufenes Öl verschmutzt

Lima. Fast zwei Wochen nach dem schweren Ölunfall in Peru am 15. Januar, bei dem mehr als 1.800 Quadratkilometer Strand und 7.139 Quadratkilometer Meer verschmutzt wurden, weist der spanische Ölkonzern Repsol die Verantwortung für den Vorfall noch immer weitestgehend von sich (amerika21 berichtete).

Am 25. Januar könnte sich indes ein zweiter Unfall im Zuge der Aufräumarbeiten nahe der Raffinerie La Pampilla ereignet haben. Die peruanische Bundesbehörde für Evaluierung und Kontrolle von Umweltangelegenheiten (Organismo de Evaluación y Fiscalización Ambiental, Oefa) untersucht den Vorgang und überwacht die Aufräumarbeiten. Die Firma Repsol bestritt jedoch, dass es sich bei dem neu ausgetretenen Öl um einen zweiten Unfall handelt, und erklärte, die zusätzlichen acht Barrel Rohöl seien im Zuge der Reparaturmaßnahmen ins Meer gelangt.

In dem Dokument der Oefa heißt es dazu: "Nach Rücksprache mit der Firma Repsol teilte man uns mit, dass es sich bei dem Ölteppich um ölige Rückstände desselben Kohlenwasserstoffs handeln würde, die zuvor ausgetreten waren“. Die Verschmutzung sei im Zuge der Untersuchung des Vorfalls bei der Demontage der Ölauffang- und Abfertigungsgeräte entstanden.

Am vergangenen Dienstag besuchten Staatspräsident Pedro Castillo und Umweltminister Rubén Ramírez die verschmutzten Strände von Ancón im Küstenabschnitt von Ventanilla. Der Minister teilte mit, dass die Staatsanwaltschaft rechtliche Schritte gegen Repsol wegen der Umweltschäden sowie wegen der sozialen und moralischen Folgen für die Bevölkerung eingeleitet hat.

Die Aufsichtsbehörde für Investitionen in Energie und Bergbau (Osinergmin) und die Oefa haben im Zuge der Ermittlungen von Repsol Unterlagen angefordert, um zu verifizieren, dass der Risikominderungsplan korrekt umgesetzt wurde. Parallel dazu leitete Staatsanwalt Ariel Tapia Gómez von der Sonderstaatsanwaltschaft für Umweltangelegenheiten im Norden Limas ein Ermittlungsverfahren gegen die gesetzlichen Vertreter der Raffinerie La Pampilla und die Verantwortlichen für die mutmaßliche Umweltverschmutzung ein.

In einer Pressekonferenz erklärte die Präsidentin der Oefa, Miriam Alegría, dass Strafzahlungen bereits fällig werden könnten, da das Unternehmen die erste auferlegte Maßnahme nicht eingehalten habe. Insgesamt droht dem spanischen multinationalen Unternehmen eine Geldstrafe von 18 Millionen Soles (etwa 4,2 Millionen Euro), wenn es die Auflagen der peruanischen Behörden zur Beseitigung der Ölpest nicht erfüllt.

Die Vermutungen bezüglich unterlassener Erstmaßnahmen von Seiten des Ölkonzerns werden auch von anderer Seite gestützt: Der Kapitän des Tankers Mare Doricum, Giacomo Pisani, beschuldigte in einem am vergangenen Sonntag veröffentlichten Brief die Firma der Fahrlässigkeit. Repsol habe unter anderem keine genauen Angaben über die Menge an Rohöl gemacht, die es zum Zeitpunkt des Unfalls bereits in seinen Anlagen erhalten hat. Diese Angaben hätten der Berechnung dienen sollen, wie viel Rohöl verloren gegangen ist. Außerdem sei die von ihm angeforderte technische Hilfe nach dem Vorfall erst sechs Stunden später eingetroffen.

Unterdessen hat der peruanische Richter Romualdo Aguedo auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft gegen vier Führungskräfte von Repsol ein 18-monatiges Ausreiseverbot verhängt. Darunter sind der Repsol-Geschäftsführer in Peru, Jaime Fernández-Cuesta, sowie die Verantwortlichen des Unternehmens für Umweltqualität, Cecilia Posadas Jhong, und für Produktion, José Reyes Ruiz, zudem der Leiter des Terminal 2 der Raffinerie La Pampilla, Renzo Tejada Mackenzie.

Im jetzigen Stadium der Ermittlungen betrachtet die Staatsanwaltschaft Fernández-Cuesta als "Täter" und die anderen drei Beschuldigten als "Komplizen" bei der mutmaßlichen Begehung des Verbrechens der Umweltverschmutzung. Das peruanische Strafgesetzbuch sieht für dieses Verbrechen eine Freiheitsstrafe zwischen vier und sechs Jahren vor. Die Beschuldigten müssten "zur Klärung des Sachverhalts" in Peru bleiben, so die Behörde.

Peru hat inzwischen den nationalen Notstand wegen der Umweltkatastrophe ausgerufen. Mehr als 3.000 Personen haben nach Schätzungen von Fischereiverbänden ihren Arbeitsplatz und ihre Existenzgrundlage verloren. Der Unfall wirkt sich auf die gesamte biologische Vielfalt des Humboldtstroms aus: in dem Küstenabschnitt leben circa 700 Fischarten und 800 Arten von Weich- und Krustentieren.