Mexiko / Umwelt / Soziales / Wirtschaft

Mexiko: Konzernverantwortung für Umweltkatastrophe am Río Sonora offiziell bestätigt

mexiko_grupo_mexico_rio_sonora.jpg

"Schluss mit der Straflosigkeit" für den Konzern Grupo México fordern die betroffenen Gemeinden
"Schluss mit der Straflosigkeit" für den Konzern Grupo México fordern die betroffenen Gemeinden

Mexiko-Stadt. Ein neuer Bericht der mexikanischen Umweltbehörde bestätigt, dass das Bergbauunternehmen Buenavista del Cobre, das zur Grupo México gehört, die Flüsse Sonora und Bacanuchi chronisch verseucht hat und für die Folgekosten aufkommen muss.

Die Auswirkungen auf die Umwelt seien sowohl in der Luft, im Boden wie auch im Grundwasser messbar, schreibt das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen (Semarnat).

Das Bergbauunternehmen hatte 2014 rund 40 Millionen Liter Kupfersulfatlösung und mehrere hundert Tonnen Schwermetalle aus einem Rückhaltebecken der Kupfermine in die Flüsse Bacanuchi und Sonora im Nordwesten des Landes geleitet. Von der größten Umweltkatastrophe in der Geschichte des mexikanischen Bergbaus wurden mehr als 22.000 Menschen betroffen.

Der größte Bergbaukonzern Mexikos und drittgrößte Kupferproduzent weltweit behauptete bisher, es habe sich um einen Unfall gehandelt und bestritt jegliche unternehmerische Verantwortung. Das am 28. September veröffentlichte Gutachten der Umweltbehörde stellt allerdings klar, dass die Katastrophe durch eine mangelhafte hydrologische Planung der Rückhaltebecken der giftigen Abwässer der Mine verursacht wurde.

Diese Ergebnisse über die anhaltende Kontamination waren für die betroffenen Gemeinden, die sich in den Komitees des Sonora-Flussbeckens (Comités Cuenca Río Sonora, CCRS) organisieren, sehr schockierend. "Sie waren aber auch zu erwarten, da wir seit mehr als neun Jahren immer wieder auf die Verschmutzung hingewiesen haben", sagte Martha Patricia Velarde Ortega, Sprecherin der CCRS.

Die wirtschaftliche Entschädigung, welche die Grupo México den Bewohner:innen des Sonora-Flussbeckens gemäß Semarnat-Gutachten schuldet, beläuft sich auf 20,5 Milliarden Pesos (rund eine Milliarde Euro). Das Bergbauunternehmen hat sich bisher geweigert, Entschädigungen zu bezahlen.

Laut den Betroffenen muss sich die Umweltbehörde weiterhin für eine "umfassende Sanierung der von der Grupo México verursachten Schäden einsetzen und gegen die seit mehr als neun Jahren andauernde Straflosigkeit des Unternehmens vorgehen".

Ein Ende der Straflosigkeit, zugesagte Trinkwasseraufbereitungsanlagen sowie die Inbetriebnahme eines Krankenhauses gehören zu den zentralen Forderungen der Komitees des Sonora-Flussbeckens.

Umweltministerin María Luisa Albores informierte indes am 12. Oktober, die Regierung habe Strafanzeige gegen den Bergbaukonzern erstattet, weil er seiner Verpflichtung bis heute nicht nachgekommen sei, die Schäden zu beheben, die durch den massiven Chemikalienaustritt im Jahr 2014 verursacht wurden.

Das Unternehmen Grupo México ist im Besitz von Germán Larrea Mota Velasco, dem drittreichsten Mann des Landes. Unter anderem die deutsche Siemens AG pflegte und pflegt intensive Geschäftsbeziehungen mit dem Bergbauunternehmen, vor und nach der Katastrophe (amerika 21 berichtete). Auch die Kupfermine Buenavista wurde von Siemens mit ausgestattet: "Ein zuverlässiges Stromnetz kann Berge versetzen", verkündete der Konzern in einer Werbeschrift von 2017 über seine Arbeit in Buenavista.