Brasilien / Soziales

95 Prozent der Frauen in Brasilien haben Angst vor Vergewaltigungen

brasilien_vergewaltigungen.jpg

"Das Opfer trägt niemals die Schuld!"
"Das Opfer trägt niemals die Schuld!"

Brasília. Eine gemeinsame Studie des Instituts Patrícia Galvão und des Instituts Locomotiva zeigt, dass alle zehn Minuten ein Mädchen oder eine Frau vergewaltigt wird. 

Insgesamt gaben 95 Prozent der Befragten Frauen und Mädchen an, Angst davor zu haben, vergewaltigt zu werden. Besonders groß ist die Angst vor allem bei Schwarzen Frauen und Jugendlichen. Die Studie bestätigt die Befürchtungen: Schwarze Frauen und Jugendliche werden vor allem zu Opfern von Vergewaltigungen.

Besonders oft geschehen die Taten zuhause. 89 Prozent der Mädchen werden zuhause vergewaltigt, dabei sind die Täter zu 71 Prozent Familienangehörige und zu 22 Prozent Freunde oder Bekannte der Familie. 

Jacira Melo, Geschäftsführerin des Instituts Patrícia Galvão, erklärt, dass die Zahlen eindeutig widerlegen, dass die größte Gefahr fremde Männer in dunklen Straßen seien. Auch bei den erwachsenen Frauen zeigt sich ein ähnliches Bild. Laut der Studie waren 37 Prozent der Täter entweder Partner oder Ex-Partner der Opfer. 24 Prozent der Täter waren Familienangehörige oder Freunde der Familie. Rund ein Drittel der Täter waren Fremde. 

Die Online-Umfrage für die Studie fand zwischen dem 27. Januar und dem 4. Februar statt. Es beteiligten sich rund 2.000 Menschen ab 16 Jahren. Ältere Frauen haben sich kaum an der Studie beteiligt.

Laut einem Bericht des brasilianischen Forums für öffentliche Sicherheit wurden 2021 in Brasilien 56.098 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Das bedeutet, dass alle zehn Minuten eine Vergewaltigung stattfindet. Immer wieder enden Vergewaltigungen auch tödlich. Rio de Janeiro verzeichnete zuletzt im Februar 2022 den für Frauen und Mädchen tödlichsten Monat seit 2016. 18 Femizide wurden allein im Februar verzeichnet. Das entspricht einer getöteten Frau alle 37 Stunden.