"Falsos positivos" - Indigene Gruppen in Kolumbien fordern Anerkennung von Opfern

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Pedro Loperena während seiner Rede
Pedro Loperena während seiner Rede

Valledupar. Vertreter:innen der indigenen Bevölkerungsgruppen aus der Sierra Nevada fordern die Berücksichtigung der zahlreichen Morde, die das Militär zwischen 2002 und 2005 in ihrem Gebiet begangen hat.

Am Montag sprachen mehrere Mitglieder der indigenen Gemeinden auf der zweitägigen Anhörung der Sonderjustiz für den Frieden (JEP), die in Valledupar im Departamento del Cesar stattfand.

Der Menschenrechtsbeauftragte der indigenen Wiwa, Pedro Loperena, erklärte bei der Anhörung, dass das Bataillon La Popa sowie zwei weitere Gruppierungen, die in La Guajira und César ansässig sind, "50 extralegale Hinrichtungen" an Menschen aus seinem Volk verübten.

Die Angehörigen des Militärs töteten die jungen Männer und präsentierten die Opfer anschließend als Guerrilleros, die im Kampf gestorben wären - sogenannte "falsos positivos". Bisher anerkannte die JEP lediglich drei solcher Fälle.

Loperena sprach der JEP zudem seinen Dank für die Bearbeitung all jener Fälle aus, welche "von der Militärjustiz ad acta gelegt" wurden.

Auch der Governeur des Volkes der Kankuamo, Jaime Luis Arias, kommentierte die systematische Gewalt, die in dem Gebiet seiner indigenen Gemeinschaft verübt wird. Urheber seinen sowohl Akteur:innen des bewaffneten Konflikts sowie Vertreter wirtschaftlicher und politischer Interessen. "Wir sind, ebenso wie unser Territorium, Opfer eines historischen und systematischen Prozesses der Gewalt geworden, bis hin zu dem Punkt, an dem wir von der physischen Ausrottung bedroht waren", mahnte Arias.

Im Rahmen der Anhörung beschuldigte die JEP zwei Oberste sowie 13 weitere Militärsangehörige, die zwischen 2002 und 2005 Mitglieder des Bataillon La Popa waren. Sie sollten bei der Anhörung ihre Beteiligung und Verantwortung an der Ermordung und am Verschwindenlassen von insgesamt 127 jungen Menschen in der karibischen Region öffentlich eingestehen.

Die beiden Obersten Publio Hernán Mejía und Juan Carlos Figueroa akzeptierten die Anschuldigungen jedoch nicht, weshalb sie bei der Anhörung auch nicht anwesend waren. Hierfür könnten ihnen ein Prozess vor der JEP und folglich eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren drohen.