Präsident von Kolumbien übergibt Land von Paramilitär an bäuerliche Kollektive

Gustavo Petro überträgt 590 Hektar Land an 50 Familien. Das im Departamento Córdoba gelegenen Grundstück war früher im Besitz eines Paramilitärs

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Übergabe von Land des Ex-Chefs der Autodefensas Unidas de Colombia, Carlos Castaño, an Bäuer:innen
Übergabe von Land des Ex-Chefs der Autodefensas Unidas de Colombia, Carlos Castaño, an Bäuer:innen

Montería. Die Finca Támesis von Carlos Castaño, verstorbener Ex-Chef der Paramilitärischen Organisation Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (Autodefensas Unidas de Colombia, AUC) steht nun den in zwei Kollektiven organisierten Bäuer:innen zur Nutzung zur Verfügung. Das Grundstück wurde vorerst im Pachtverhältnis abgegeben, da es noch offene juristische Fragen zu den aktuellen Besitzverhältnissen gibt.

Das Land befindet sich in der ländlichen Zone der Stadt Montería. "Hier beginnt die Agrarreform", sagte Petro während des Übergabeakts und betonte, dass dies die Basis, sei um den Frieden im Land zu erlangen. Er wies darauf hin, dass sich im Departamento Córdoba die Anzahl der Morde in einem Jahr verdoppelt hat. "Wenn wir vom Frieden sprechen, muss das Töten aufhören", mahnte Petro.

Weiter wies Kolumbiens Präsident darauf hin, dass die Übergabe dieses Grundstücks ein wirkliche Wende für diejenigen sei, die das Land bewirtschaften und dass die Unterstützung für die Bevölkerung so nicht nur "bloße Hilfe" sei. Frühere Regierungen hätten sich darauf beschränkt, Hilfen in Form von Almosen zu verteilen. "Almosen generieren keinen Reichtum, jedoch mehr Armut. Wir übergeben die Kontrolle über einen der wichtigsten Aktivposten der Nation, das Land. Das Land ist ein Instrument der Produktion", fügte Petro an.

An der Zeremonie der Landübergabe nahm ebenfalls Daniel Rojas, Direktor der Gesellschaft für Sondervermögen (Sociedad de Activos Especiales, SAE), teil. Die SAE ist dem Finanzministerium unterstellt und verwaltet Vermögenswerte, die Produkt illegaler Aktivitäten wie zum Beispiel dem Drogenhandel sind. Dies können Ländereien, Häuser, Juwelen, Kraftfahrzeuge etc. sein.

"Wir sind an einem symbolischen Ort. Ein Ort, wo unter anderem die landwirtschaftliche Gegenreform, das heißt die Enttäuschung der Träume des Bauernstandes, ihren Lauf nahm", sagte Rojas. Die Arbeit früherer Funktionäre der SAE hatte er vor wenigen Wochen in Frage gestellt. Insbesondere gebe es viele Ungereimtheiten bei den durch den Staat beschlagnahmten Gütern der Drogenbosse.

Petro forderte in seiner Rede den Generalstaatsanwalt Francisco Barbosa deshalb dazu auf, ensprechende Ermittlungen gegen Ex-Funktionäre der SAE zu beginnen. Untersuchungen über Narko-Vermögen, die laut der Regierung nicht vorhanden sind und zurzeit "nur in Ecxel-Tabellen existieren". Bereits vor einiger Zeit ließ Petro verlauten, dass dies einer der größten Korruptionsskandale der Geschichte des Landes sein könnte.

Zwei Tage nach Übergabe des Grundstücks twitterte Petro, dass die Hacienda Támesis mit den gleichen finanziellen Transaktionen und Geschäften von Castaño weitermachte, jedoch unter der Administration des Staates. "Ob mit dem Staat oder mit Castaño war es ein Koordinierungszentrum von paramilitärischen Geschäften".

Maritza del Carmen Salabarriaga Moreno von der Organisation "Mujeres víctimas" versichterte anlässlich der Landübergabe: "Der Sieg gehört uns Bauern, der Sieg ist unser, heute betreten wir das Land derjenigen Person, die in Córdoba so viel Schaden anrichtete. Wir dürfen dies nie vergessen".

Zwar wurden im vergangenen Jahrhundert verschiedene Gesetze verabschiedet, um die Konzentration von Land zu verhindern, doch gemäß Statistiken des Landwirtschaftsministeriums des Jahres 2018 ist Kolumbien mit einem Gini-Koeffizient von 0.86 eines der Länder mit der größten Ungleicheit (je näher die Zahl bei 1 ist, desto höher ist die Ungleichkeit).

Die heutige Regierung hat die Agrarreform zu einer großen Priorität erhoben, mit der Landübergabe sollte im Departamento Córdoba ein erster Schritt getan werden.