Venezuela: Neuer Chef des Unternehmerverbandes fordert Aufhebung der Sanktionen

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Kooperation statt Putsch? Der neue Präsident von Fedecámaras, Celis
Kooperation statt Putsch? Der neue Präsident von Fedecámaras, Celis

Caracas. Der neue Vorsitzende des venezolanischen Unternehmerverbands Fedecámaras (Federación de Cámaras y Asociaciones de Comercio y Producción de Venezuela), Adán Celis, hat ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen das südamerikanische Land gefordert.

"Ein Venezolaner, der sagt, er wolle Sanktionen, ist verrückt. Wir verlangen, dass die Sanktionen aufgehoben werden, denn sie haben nur dazu geführt, dass das Land verarmt", sagte Celis in einem Interview kurz nach seiner Wahl.

Damit setzt er sich von der Haltung vieler Oppositioneller ab, die in den vergangenen Jahren immer wieder die Verschärfung der Sanktionen der USA und der Europäischen Union gegen Venezuela unterstützt hatten.

Die ab 2014 verhängten und seither mehrmals verschärften Wirtschaftssanktionen der USA umfassen über 700 Einzelmaßnahmen und betreffen unter anderem Finanztransaktionen, den Außenhandel, die Emission von Anleihen, den internationalen Handel mit venezolanischem Erdöl und anderen Bodenschätzen. Venezuelas staatliches Ölunternehmen PDVSA bilanzierte im Jahr 2022 den kumulierten Schaden für das Land auf über 240 Milliarden US-Dollar (amerika21 berichtete).

Inzwischen dürften die Verluste noch deutlich größer sein. Zudem wurden Vermögenswerte des venezolanischen Staates in Milliardenhöhe im Ausland beschlagnahmt, etwa das PDVSA-Tochterunternehmen Citgo in den USA und Goldreserven bei der Bank von England. Venezuelas Regierung spricht in diesem Zusammenhang von einem "Raubzug".

Von dieser Politik des internationalen Drucks auf Venezuelas Wirtschaft scheint sich der Unternehmerverband trotz seiner traditionellen Oppositionsrolle gegenüber den sozialistischen Regierungen von Hugo Chávez und Nicolás Maduro nun zu distanzieren.

Zwar fordert Fedecámaras auch unter Celis Reformen hin zu einem "rechtlichen Rahmen, der dynamischer und viel attraktiver für Investoren" sein solle. Gleichzeitig bekannte sich Celis indes zu einer Kultur des Dialogs mit der Regierung, um "die Differenzen einzuebnen" und plädiert für staatlich-privatwirtschaftliche Kooperationen im Bereich öffentliche Dienstleistungen.

Der Unternehmerverband war maßgeblich am versuchten Putsch gegen Präsident Chávez am 11. April 2002 beteiligt. Zusammen mit Teilen des Militärs, den ehemaligen Regierungsparteien, der Führung der katholischen Kirche und rechten Gewerkschaften hatte Fedecámaras Chávez entführen lassen. Der damalige Vorsitzende des Verbandes, Pedro Carmona, erklärte sich selbst zum Staatsschef, setzte die Verfassung außer Kraft und löste das Parlament und den Obersten Gerichtshof auf. Die Putschisten hatten ihre Rechnung jedoch ohne die Bevölkerung gemacht: Innerhalb kürzester Zeit organisierten sich die Unterstützer des Präsidenten und schafften es, ihn am 13. April gemeinsam mit loyalen Teilen der Streitkräfte wieder ins Amt zu bringen.

"Pedro el breve" (Pedro der Kurze), wie Chávez Carmona wegen dessen "Amtszeit" von weniger als 48 Stunden spöttisch nannte, entzog sich der venezolanischen Justiz durch Flucht nach Kolumbien und soll heute in Miami leben.