Karibik / Umwelt

Karibische Inselstaaten fordern von Industrieländern mehr Engagement gegen Klimawandel

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St. George’s, Hauptstadt des vom Klimawandel bedrohten karibischen Inselstaates Grenada
St. George’s, Hauptstadt des vom Klimawandel bedrohten karibischen Inselstaates Grenada

St. Georges, Grenada. Beim zweiten hochrangigen Dialog der kleinen Karibik-Inselstaaten über den Klimawandel haben deren Staatschefs die Industrieländer dringend aufgefordert, entschiedenere Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen. Im Mittelpunkt bei dem zweitägigen Treffen Ende September in Grenada standen unter anderem die Finanzierung des Übergangs zu erneuerbaren Energien in der Karibik und die Umgestaltung der internationalen Finanzarchitektur.

Der gastgebende Premierminister von Grenada, Dickon Mitchell, betonte, die Länder der Region müssten sich nicht dafür entschuldigen, dass sie von der "ersten Welt" mehr Verpflichtungen zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels fordern.

Dem bahamaischen Premierminister Phillip Davis zufolge werde es auf der UN-Klimakonferenz (COP28) entscheidend sein, dass die Entwicklungsländer, die an vorderster Front unter der Klimakrise litten, die Industrieländer zur Verantwortung zögen. Die Bahamas sowie St. Kitts und Nevis, deren Premierminister Terrance Drew teilnahm, haben beide bereits einen Großteil ihrer Strände an den Nordostküsten verloren.

Davis hinterfragte, ob die karibischen Inselstaaten weiterhin still und leise zusehen sollten, wie ihre Lebensweise verschwindet, während diejenigen, die die industrielle Revolution geschaffen hätten, weiterhin einen hohen Lebensstandard genössen. Er betonte, dass auch die Industrieländer die Auswirkungen des Klimawandels, wie Hitzewellen und vermehrte Waldbrände, bereits zu spüren bekämen, aber – im Gegensatz zu vielen armen Inselstaaten - die Möglichkeit hätten zu reagieren: Sie könnten ins Landesinnere oder in völlig andere Staaten umziehen. Wenn der Meeresspiegel ansteige, könne die Bevölkerung der Bahamas nirgendwo hin. Dies sei die Realität, mit der sie konfrontiert seien.

Die Hoffnung aufzugeben, hieße laut Davis jedoch, die nächste Generation der karibischen Bevölkerung, die auf diesen Inseln leben und gedeihen wird, aufzugeben.

Davis forderte die karibischen Inselstaaten auf, an Treffen wie auf der bevorstehenden Klimakonferenz (COP28) in Dubai teilzunehmen. Der industrialisierte Norden werde die wichtigsten Anpassungen vornehmen müssen, so sehr die Industrieländer auch versuchten, sich vor dem Thema zu drücken. Schließlich sei es ihr Überkonsum, der die Inselstaaten an diesen bedrohten Punkt gebracht habe.

Auf der letzten Klimakonferenz (COP27), Ende 2022 in Ägypten, wurde die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden beschlossen, der die Entwicklungsländer für die Folgen des Klimawandels entschädigen soll, die sie selbst kaum verursacht haben.

Die karibischen Insel-Entwicklungsländer gehören zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind und damit einen kritischen Punkt erreichen, wenn keine angemessenen Maßnahmen ergriffen werden.

Kleine Inselentwicklungsländer (Small Island Developing States, SIDS) sind nach einer Definition der Vereinten Nationen eine Gruppe von aktuell 39 kleinen Inselstaaten und flachen Küstenanrainerstaaten in Afrika, der Karibik und Ozeanien, die eine vergleichbare sozialökonomische Situation teilen und denselben Gefahren, vor allem Klimawandel-bedingten wie dem Anstieg des Meeresspiegels, ausgesetzt sind.