La Paz. Das bolivianische Staatsunternehmen YLB (Yacimientos de Litio Bolivianos) und das russische Unternehmen Uranium One Group haben eine Vereinbarung zur Errichtung einer industriellen Anlage für die Direktgewinnung von Lithium (extracción directa del litio, EDL) unterzeichnet. Der bolivianische Präsident, Luis Arce, sprach auf seinem X-Account von einem "historischen Tag" für die Industrialisierung des Landes.
Die Präsidentin von YLB, Karla Calderón, gab weitere Details zu der Anlage in der Ortschaft Colcha "K" bekannt, die 100 Kilometer westlich der Stadt Uyuni im Departamento Potosí liegt. Sie erklärte, dass die Produktionskapazität in drei Phasen gestaffelt werde. Zunächst sollen 1.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr produziert werden, in der zweiten Phase 8.000 Tonnen und in der dritten schließlich 14.000 Tonnen jährlich. Die russische Firma Uranium One Group ist eine Tochtergesellschaft der Russischen Staatlichen Atomenergiegesellschaft (Rosatom) und wurde unter sieben Bewerbern ausgewählt. YLB hatte vor mehr als einem Jahr eine internationale Ausschreibung für das Projekt gestartet.
Vor der finalen Vertragsunterzeichnung muss die Uranium One Group noch geologische, ökologische und Wasserverfügbarkeitsstudien vor Ort für die Produktion mit der neuen Lithiumextraktionstechnologie durchführen. Die Hoffnungen in die EDL-Technologie sind groß. Der bolivianische Staat geht davon aus, dass die Lithiumexporte im nächsten Jahr auf fünf Milliarden US-Dollar ansteigen werden. Somit würden diese über den Gasverkäufen liegen, die bis vor kurzem das Hauptexportgut des Landes darstellten.
Für die Anlage in Colcha "K" bringt Uranium One Group eine Gesamtinvestition von rund 450 Millionen US-Dollar auf. Bereits Mitte des Jahres wurde mit der russischen Firma eine Vereinbarung über einen Industriekomplex mit der EDL-Technologie in Pastos Grandes mit einer Gesamtinvestition von 600 Millionen Dollar getroffen.
Auf der Homepage von Uranium One Group wird die russische EDL-Technologie als effizienter und umweltschonender als andere beschrieben. So soll im technologischen Prozess auf Chemikalien verzichtet und eine maximale Wiederverwendung von Wasser gewährleistet werden. So soll das hydrogeologische Gleichgewicht unbeeinträchtigt bleiben. Mit dieser neuen ressourcenschonenden Technologie und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen soll ein umweltfreundliches "grünes Lithium" produziert werden.
Präsident Arce kündigte zudem an, dass es eine erneute internationale Ausschreibung geben werde, um weitere Unternehmen für die Implementierung der EDL-Technologie zu gewinnen.
Lithium ist ein bevorzugter Bestandteil von wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Batterien und wird deshalb als Schlüsselelement für die grüne Energiewende angesehen. Bolivien verfügt mit knapp 21 Millionen Tonnen über die weltweit größten Lithiumreserven.