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Bolivien wirbt auf Sankt Petersburger Wirtschaftsforum für Beitritt zu Brics

Regierung von Präsident Arce verspricht sich Chancen für weitere Industrialisierung des Landes. Multipolarität und Überwindung der Dollar-Hegemonie

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Die Ehrendoktorwürde der staatlichen Universität Sankt Petersburg für Boliviens Präsidenten
Die Ehrendoktorwürde der staatlichen Universität Sankt Petersburg für Boliviens Präsidenten

St. Petersburg. Der Präsident des Plurinationalen Staates Bolivien, Luis Arce, hat auf dem Internationalen Wirtschaftsforum im russischen St. Petersburg betont, dass er die Perspektiven seines Landes eng mit einem Beitritt zu Brics verbunden sieht. Wirtschaftlich würde dieser Schritt den derzeitigen Industrialisierungsprozess im Bolivien beschleunigen. Und politisch entspreche Brics dem Streben nach einer neuen multipolaren Weltordnung.

Die Brics-Gruppe bestand ursprünglich aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Mit dem Beitritt von Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Äthiopien und dem Iran ab dem 1. Januar 2024 ist der Block auf zehn Mitgliedstaaten angewachsen.

Trotz der Sanktionspolitik gegenüber Russland besuchten auch viele Unternehmer aus westlichen Staaten das Forum, darunter aus den USA und der Europäischen Union. Insgesamt sollen mehr als 19.000 Personen aus Politik und Wirtschaft aus 130 Ländern teilgenommen haben.

Arce sprach im Rahmen des Wirtschaftsforums an der staatlichen Universität St. Petersburg in Russland über seine Erfahrungen mit dem Wirtschaftsmodell der "produktiven sozialen Gemeinschaft", das seine Regierung in Bolivien entwickelt. Für Bolivien sei der Beitritt zu den Brics-Ländern eine Gelegenheit, "den Industrialisierungsprozess zu konsolidieren, den wir seit 2020 durchführen", sagte der bolivianische Präsident.

Bei dieser Gelegenheit betonte er, dass Bolivien "ein Land mit einem Reichtum an natürlichen Ressourcen" sei. Mit derzeit 23 Millionen Tonnen Lithium habe das Land "definitiv die weltweit größte Reserve des weißen Metalls".

Diese Ressource hätte, neben seltenen Erden und anderen Arten von Mineralien in dem südamerikanischen Land, eine strategische Bedeutung für die Anstrengungen, die Energienutzung zu verändern und den Verbrauch von Kohlenwasserstoffen zu beenden.

Er betonte, dass das Land auch über ein enormes Potenzial in der Nahrungsmittelproduktion verfüge, dass aber "die Landwirtschaft nicht so entwickelt ist, wie wir es gerne hätten". Auch in dieser Hinsicht seien die Beziehungen zu den Brics-Ländern wichtig, die "ziemlich intensive" landwirtschaftliche Produktionsmethoden hätten.

In St. Petersburg lobte Arce auch die bisherige Arbeit der Brics-Staaten, "um der Hegemonie der USA auf globaler Ebene Einhalt zu gebieten". "Das Gewicht der Brics in der Welt wächst im Kontext der Schwächung der Hegemonie Washingtons und des Dollars, es ist wichtig, dass die Länder der Vereinigung die Zahlungen in nationalen Währungen erhöhen", vertrat der bolivianische Präsident vor der auf dem Wirtschaftsforum anwesenden Presse.

"Eine der Herausforderungen, vor denen wir beim Aufbau einer multipolaren Welt stehen, ist die Verwendung unserer Währungen, die Verwendung einer anderen Art von Mechanismen, ein anderer Zahlungsverkehr als über die Hegemonie des Dollars oder des Euros", sagte er.

Seiner Meinung nach verteuere die von den Industrieländern verfolgte Währungspolitik die Finanzierung in der Welt und trage nicht dazu bei, den globalen Handel zu dynamisieren. Die Verwendung der eigenen Währungen könne hingegen das Transaktionsvolumen erhöhen und Investitionen fördern, so Arce.

Schließlich sprach er sich gegen eine Währungsstruktur aus, "die kontrolliert werden kann und die Hegemonie über den Rest des Planeten hat".

Boliviens Präsident traf in St. Petersburg auch zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen und trat mit diesem bei einem der Diskussionsforen auf.

Nach Berichten der bolivianischen Nachrichtenagentur ABI vereinbarten die beiden Staatschefs, den Handel zwischen ihren Ländern zu intensivieren. Die Ausarbeitung von Vorschlägen für Produktbereiche wurden an die jeweiligen Außenministerien übergeben.

Im Verlauf seines Aufenthaltes wurde Arce von der staatlichen Universität St. Petersburg die Ehrendoktorwürde verliehen. Arce erklärte, dass er sich nicht nur geehrt fühle, weil es sich um eine der besten Universitäten Russlands und der Welt handele, sondern auch weil sie eine öffentliche Universität ist.

"Ich möchte im Namen des bolivianischen Volkes zum Ausdruck bringen, wie stolz wir auf den Besuch dieser historischen Bildungseinrichtung sind, und wir teilen mit dem russischen Volk die Überzeugung, dass Bildung und Kultur jeden Menschen würdig und frei machen", sagte der bolivianische Präsident in seiner Dankesrede.