Lateinamerika: "Medienschelte" von US-Generalin stößt auf scharfe Kritik

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Sieht die USA in einem Konflikt, was die Vorherrschaft in der Kommunikation betrifft: Soldatin Richardson
Sieht die USA in einem Konflikt, was die Vorherrschaft in der Kommunikation betrifft: Soldatin Richardson

Washington/Caracas. Äußerungen der Chefin des US-Südkommandos, Viersternegeneralin Laura Richardson, über den lateinamerikanischen Sender Telesur sowie die russischen Medien RT en Español und Sputnik Mundo haben für Empörung gesorgt. Diese Medien würden "keinen Journalismus“ sondern "Desinformation betreiben", hatte sie erklärt, ohne Belege für ihre Anschuldigungen zu liefern.

Richardson leitet seit 2021 das Südkommando der US-Streitkräfte (United States Southern Command, Southcom), das verantwortlich für die Koordination und Führung aller militärischen Operationen der USA in Lateinamerika und der Karibik ist.

In einem Redebeitrag auf einer Veranstaltung der Foundation for Defense of Democracies (FDD), einer US-Denkfabrik mit Sitz in Washington, betonte die Generalin, dass die USA sich in Bezug auf die Verbreitung von Inhalten "in einem Konflikt im Bereich der Information" befänden.

"In Lateinamerika haben wir mit Sputnik Mundo, RT en Español und Telesur mehr als 31 Millionen Nutzer. Sie praktizieren keinen Journalismus der Glaubwürdigkeit oder Überprüfung. Sie verbreiten Desinformationen. Sie untergraben die Demokratien in der gesamten Hemisphäre. Und wir müssen etwas Besseres tun als das. Wir müssen in der Region etwas ganz Bestimmtes tun, das die Demokratien verbreitet und den Menschen zeigt, wie sie ihnen nützen", sagte Richardson.

"Ich würde sagen, wir befinden uns in einem Konflikt, was die Vorherrschaft in der Kommunikation betrifft", so Richardson bei der Veranstaltung, die unter dem Motto "China als Herausforderung für Lateinamerika" stattfand.

Patricia Villegas, die Leiterin von Telesur, dessen Hauptsitz sich in Venezuelas Hauptstadt Caracas befindet, reagierte umgehend. Richardson nehme Wertungen vor, die ihr nicht zustünden. "Die Medien, die sie erwähnt, und insbesondere Telesur, genießen global und regional große Anerkennung, weil sie die Stimme einer Bürgerschaft sind, die zunehmend an ihrer eigenen Geschichte und am Verständnis der Hintergründe der Realität interessiert ist." Diese Ziele stünden im Gegensatz zur versuchten Einflussnahme des US-Südkommandos.

"Kein Versuch, uns zu diskreditieren, wird Telesur von seinem Weg und seinem Engagement für den Aufbau einer Region abbringen, die zu einem 'Patria Grande' geworden ist, mit einer Welt, in der der Süden einen privilegierten Platz einnimmt. Diese Welt, die im Entstehen begriffen ist, ist plural, mit einer Vielzahl von Stimmen. Wir arbeiten daran, ohne Pause oder Unterbrechung", so Villegas.

Auch Venezuelas Außenminister Yván Gil kritisierte die Äußerungen der US-Soldatin. Washington versuche, "die freie Information der Völker zu unterdrücken", dies sei "einfach inakzeptabel", schrieb er auf seinem X-Account und drückte seine Solidarität mit den Telesur-Mitarbeitern aus. "Sie waren nicht in der Lage und werden nicht in der Lage sein, unsere Stimme zum Schweigen zu bringen", betonte er.

Vizepräsidentin Delcy Rodríguez brachte via X ihre Unterstützung für Telesur zum Ausdruck: Die multimediale Plattform sei "die Stimme der Völker, die nicht Teil der Maschinerie von Krieg und Tod sind, die von den hegemonialen Machtzentren gesteuert wird. (…) Wir werden den Weg der freien Völker weitergehen! Lang lebe @teleSURtv!"

Im März hatte Richardson den US-Kongress um zusätzliche Mittel gebeten, um eine angeblich "weit verbreitete russische Desinformationskampagne" in ihrem Zuständigkeitsbereich zu bekämpfen. Damals äußerte sie sich besorgt über die Popularität von RT en Español und Sputnik Mundo in Lateinamerika.