Bolivien: "USA mangelt es an Analysefähigkeit und Respekt"

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Boliviens Minister für Kohlenwasserstoffe und Energie, Franklin Molina, im Gespräch mit Bolivia TV am Sonntag
Boliviens Minister für Kohlenwasserstoffe und Energie, Franklin Molina, im Gespräch mit Bolivia TV am Sonntag

La Paz. Auf scharfe Kritik sind in Bolivien die jüngsten Äußerungen der Kommandierenden Generalin des US-Südkommandos (Southcom), Laura Richardson, gestoßen. Das Southcom ist verantwortlich für die Koordination und Führung aller militärischen Operationen der USA in Lateinamerika und der Karibik.

Richardson hatte am vergangenen Mittwoch vor dem Verteidigungsausschuss des Repräsentantenhauses unter anderem von "bösartigen Aktivitäten" der "Gegner" der USA im sogenannten Lithiumdreieck (Bolivien, Chile, Argentinien) gesprochen. Die USA hätten zu lange ihren "Hinterhof ignoriert", so die Generalin (amerika21 berichtete).

Der bolivianische Minister für Kohlenwasserstoffe und Energie, Franklin Molina, sagte dazu: "Bolivien lässt keine Einmischung irgendeines Staates auf der Welt zu". Das südamerikanische Land habe sich 2006 in "völliger Unabhängigkeit“ für einen Weg entschieden, was die Industrialisierung der natürlichen Ressourcen angehe. "Hier gibt es keine Absprachen mit dem IWF, der Weltbank oder irgendeinem Land im Norden, um unser eigenes Schicksal zu entwickeln". Bolivien sei "souverän, denjenigen auszuwählen und mit ihm zusammenzuarbeiten, der uns die besten Bedingungen für das Land bietet", betonte Molina.

"Es ist klar, dass diese Äußerungen Ausdruck mangelnder Analysefähigkeit, aber auch von wenig Respekt für die Länder des Lithiumdreiecks sind. Sie zeugen nicht nur von Verzweiflung, sondern auch von einem Mangel an globaler Vision dessen, was in der Welt geschieht", fügte der Minister hinzu.

Hinsichtlich der souveränen Nutzung des Lithiums betonte er die Bedeutung der Zusammenarbeit der Länder des Dreiecks und weiterer Staaten. Daher habe seine Regierung bereits ein Treffen mit den zuständigen Ministern von Mexiko, Chile und Argentinien abgehalten, um die Beziehungen zu stärken, "nicht nur um die Industrialisierungsprozesse (in den Ländern) zu beschleunigen, sondern auch um einen Austausch zu schaffen, der uns erlaubt, unser Entwicklungsmodell zu stärken", sagte Molina.

Die Regierung der Bewegung zum Sozialismus (MAS) von Präsident Luis Arce hatte am 20. Januar mit dem chinesischen Konsortium CBC die Entwicklung von zwei Industriekomplexen zur Gewinnung von Lithium vereinbart. Das Abkommen des Staatsunternehmens Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) mit CBC sieht Investitionen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in die Infrastruktur vor. YLB beteilige sich aktiv an der gesamten Produktionskette und kontrolliere sie, so Arce. CBC hatte mit sieben anderen Unternehmen am Versuchsverfahren teilgenommen und die von YLB gestellten Anforderungen erfüllt.

Am Mittwoch hatte die Generalin erklärt, China weite seinen Einfluss in Lateinamerika und der Karibik aus und "manipuliere" die dortigen Regierungen mit "räuberischen Investitionspraktiken". Diese Region sei voller Ressourcen, "und ich bin besorgt über die bösartigen Aktivitäten unserer Gegner, die sich das zunutze machen, indem sie vorgeben, zu investieren, während sie in Wirklichkeit nur ausbeuten", sagte sie.

Die Chefin des US-Südkommandos betonte, dass das Lithiumdreieck "60 Prozent des weltweiten Lithiums" aufweise: "Argentinien, Bolivien und Chile haben es, und (unsere Gegner) nehmen diesen Ländern und ihren Menschen die Ressourcen weg." Richardson wiederholte damit ihre Aussagen vor dem Atlantic Council im Januar, wo sie über die strategische Bedeutung der natürlichen Ressourcen Lateinamerikas für die USA gesprochen und die Volksrepublik China dort als den größten "bösartigen Gegner" bezeichnet hatte, gefolgt von Russland (amerika21 berichtete).

Auch der Ex-Präsident von Bolivien und Vorsitzende der MAS, Evo Morales, meldete sich via Twitter zu Wort und wies "die Drohungen" der Generalin zurück, "die das räuberische Interesse ihres Landes am Lithiumdreieck ... am Wasser und Sauerstoff des Amazonas und am Gold von Venezuela wiederholt".

Für die USA habe China einen "bösartigen Einfluss" in der Region, aber für "die freien Völker" Lateinamerikas sei China ein strategischer Verbündeter, der eine Zusammenarbeit anbiete, ohne Bedingungen zu stellen. Das "freie Lateinamerika wird nie wieder der Hinterhof des Interventionismus sein", so Morales, dessen Tweets auf große Zustimmung stießen.