Mexiko / Politik

Mexiko: Massaker an Familie erschüttert Chiapas

mexico_masacre_de_11_personas_de_la_poblacion_civil_en_el_ejido_nueva_morelia.jpg

Bei dem Massaker in Chicomuselo kamen insgesamt 11 Personen ums Leben
Bei dem Massaker in Chicomuselo kamen insgesamt 11 Personen ums Leben

Tuxtla Gutiérrez. Drei Wochen vor den Wahlen in Mexiko haben Unbekannte in der Gemeinde Chicomuselo, Chiapas, einen Katecheten und mehrere seiner Familienmitglieder ermordet. Bei dem Massaker, das laut Zeugenaussagen eine Gruppierung der organisierten Kriminalität beging, kamen insgesamt elf Personen ums Leben, ein Minderjähriger, fünf Frauen und fünf Männer.

Am Abend des 12. Mai drang eine Gruppe Bewaffneter ins Dorf Nueva Morelia ein und griff gezielt die Familie von Ingacio López Pérez an. Nach Angaben der Nachbarn bat der Katechet sonntags in der katholischen Kirche die Gemeindemitglieder, sich mit keinem der Drogenkartelle einzulassen, die in der Grenzregion zu Guatemala um die Vormacht kämpfen.

"Die bewaffnete Gruppe kam direkt zum Haus von Nachos Vater, wo sie sie hinrichteten, weil sie immer Widerstand geleistet haben, weil sie nicht zu einer der beiden kriminellen Gruppen gehörten. Sie baten darum, frei zu sein (...) sie waren auch gegen den Bergbau", erklärte ein aus Sicherheitsgründen anonymer Nachbar dem unabhängigen Portal Chiapas Paralelo.

Die Familie von López Pérez und Hunderte weitere Personen aus der Gemeinde Nueva Morelia waren auch in den Umweltschutzgruppen aktiv, die sich jahrelang gegen den Abbau von Baryt-Erz in der Mine La Revancha wehrten. 2023 begann eine der kriminellen Gruppen jedoch mit dem illegalen Abbau, den weder die Behörden noch die Bevölkerung genehmigt hatten.

Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba) erinnert daran, dass am 4. Januar 2024 rivalisierende Gruppierungen des organisierten Verbrechens in Nueva Morelia aufeinander trafen, was zur gewaltsamen Vertreibung von mehr als 700 Menschen führte.

Im Hauptort von Chicomuselo, unweit des größten Militärpostens der Region, fand im Oktober 2023 eine Großdemonstration mit 10.000 Personen statt, die ein Ende der Gewalt forderte. Tage später wurde der linke Aktivist und Lehrer José Artemio López Aguilar, der den Protest mitorganisierte, vor den Augen seiner Angehörigen gefoltert und hingerichtet.

Auf die Welle der Gewalt inmitten des Wahlkampfs machten am 15. Mai auch die Bischöfe von Chiapas aufmerksam. Sie warnten, dass in den von der Kriminalität kontrollierten Regionen die Voraussetzungen für die Durchführung der Wahlen vom 2. Juni nicht gegeben seien.

Die Regierung von Chiapas, der abtretende mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador und auch die Präsidentschafts-Spitzenkandidatin Claudia Sheinbaum von der regierenden Morena-Partei haben die Sicherheitslage in Chiapas bisher meist kleingeredet. Dies sogar, nachdem Sheinbaum auf der Wahlkampftour in Chiapas an einer Straßenblockade von Vermummten festgesetzt wurde, die von ihr verlangten, als Präsidentin die Region von einer gegnerischen Gruppierung "zu säubern".

Am ersten Juni-Sonntag sind knapp 100 Millionen Mexikaner und Mexikanerinnen dazu aufgerufen, eine neue Exekutive und Legislative sowie in neun Bundesstaaten auch Gouverneure, Gemeindepräsidenten und lokale Parlamente zu wählen, darunter in Chiapas.