Bogotá. Angehörige von acht indigenen Organisationen verlangen vom kolumbianischen Staat Fortschritte bei der Umsetzung von bereits seit Jahrzehnten eingeforderten Grundrechten. Die Universidad Nacional in Bogotá war in diesen Tagen das Zentrum für die diesbezügliche Minga.
Minga ist die Bezeichnung für eine kollektive Widerstandsarbeit der indigenen Gemeinschaften.
Nach mehreren Tagen des Protests kehren die indigenen Delegationen nach den Demonstrationen am 1. Mai nun in ihre Gemeinden zurück, nachdem sie mit der kolumbianischen Regierung wichtige Vereinbarungen erzielten. Zu den zentralen Ergebnissen zählt die Anerkennung des Systems für eigene und interkulturelle indigene Gesundheitsversorgung (Sispi), die Einrichtung des ersten eigenen indigenen Bildungssystems (Seip) in Lateinamerika sowie die offizielle Anerkennung der ersten Indigenen Territorialen Einheit (ETI) im Gebiet der Wayuu.
Gegenüber amerika21 erklärte Jhojan Chamarra Membache, Sprecher der Wounan aus dem Departamento Chocó, dass Vertretungen von 115 indigenen Autonomiegemeinden in Bogotá waren, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Insgesamt waren laut Aussagen der Vizerektorin der Universidad Nacional um die 20.000 Personen auf dem Gelände der Universität "einquartiert".
Ihnen gefällt, was Sie lesen?
Das freut uns. Unterstützen Sie unsere Arbeit. Regelmäßige Spenden helfen uns, das Projekt amerika21 nachhaltig aufzustellen.
Chamarra erwähnte insbesondere, dass die indigenen Gemeinschaften in ihren Territorien Frieden wollten und dies die Voraussetzung für die Erhaltung ihrer Kultur sei. Ein Vertreter der Nasa aus dem Departamento Huila, Abelardo Pachongo Medina, verwies gegenüber amerika21 ebenfalls auf die Problematik der Sicherheit sowie auf die Bereiche "eigene Gesundheit" (Salud Propria) und "eigene Bildung", in denen ein großer Handlungsbedarf bestehe. "Bereits seit den 1960er-Jahren sind wir dabei, für unsere Rechte zu kämpfen", so Pachongo. Er gehe davon aus, dass die aktuelle Regierung eigentlich den Willen habe, die indigene Gemeinschaft zu unterstützen.
Weitere Forderungen betreffen die Umwelt und das indigene Hoheitsgebiet. Insgesamt sind es acht Bereiche, in denen konkrete Fortschritte seitens der Regierung eingefordert werden. Dazu kommt die Forderung des territorialen Friedens (Paz Territorial) unter Berücksichtigung der Autonomie der indigenen Gemeinschaften.
Der Vizeminister für Sozialen Dialog, Gabriel Rondón, erinnerte daran, dass viele Anliegen der indigenen Gemeinschaft seit Jahrzehnten vorgebracht werden. Die aktuelle Regierung arbeite seit eineinhalb Jahren daran, entsprechende Lösungen vorzuschlagen. Viele Projekte seien so weit fortgeschritten, dass sie bald vom Präsidenten genehmigt werden können. Bei einigen Vorhaben müssten noch soziale Organisationen einbezogen werden. Ein Problem sei, dass wegen Entscheidungen des Kongresses aktuell weniger Mittel für die Territorien zur Verfügung stünden.
Präsident Gustavo Petro unterstützt die Präsenz der Minga und versicherte, dass die Quelle des Wissens der Welt in den überlieferten Kenntnissen (Saberes Ancestrales) sei.