Brasilien: Präsident Lula verurteilt israelische Offensive in Gaza scharf

Israel habe Recht auf Selbstverteidigung überschritten, so Lula. Brasilianische Künstler:innen und Intellektuelle fordern Abbruch der Beziehungen

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"Das Leben palästinensischer Kinder ist wertvoll": Kundgebung in São Paulo
"Das Leben palästinensischer Kinder ist wertvoll": Kundgebung in São Paulo

Brasília et al. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat sich erneut deutlich zur Eskalation im Gazastreifen geäußert. Mit scharfen Worten kritisierte er einen israelischen Angriff, bei dem neun der zehn Kinder der palästinensischen Ärztin Alaa Al-Najjar ums Leben kamen. Lula bezeichnete den Angriff als "beschämend und feige".

Der Zivilschutz von Gaza bestätigte, dass die Leichen von sieben der getöteten Kinder im Krankenhaus eingetroffen seien. Sie waren bei einem israelischen Luftangriff auf das Haus der Familie ums Leben gekommen. Zwei weitere Kinder gelten weiterhin als vermisst. Die Behörden gehen davon aus, dass auch sie tot sind. Das einzige überlebende Kind sowie der Vater, ebenfalls Arzt, befinden sich in kritischem Zustand im Krankenhaus.

Auf X äußerte sich Lula erschüttert: "Diese Episode symbolisiert in all ihren Dimensionen die Grausamkeit und Unmenschlichkeit eines Konflikts, in dem ein schwer bewaffneter Staat gegen eine wehrlose Zivilbevölkerung antritt und täglich unschuldige Frauen und Kinder zu Opfern werden."Er betonte, dass die israelische Offensive längst die Grenzen des legitimen Rechts auf Selbstverteidigung überschritten habe.

"Es geht nicht mehr um das Recht auf Verteidigung, die Bekämpfung des Terrorismus oder die Freilassung von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden. Was wir heute in Gaza sehen, ist Rache. Das einzige Ziel der gegenwärtigen Phase dieses Völkermordes ist es, den Palästinensern ein Minimum an Lebensbedingungen zu nehmen, um sie aus ihrem rechtmäßigen Gebiet zu vertreiben",so Lula weiter.

Es ist nicht das erste Mal, dass Brasiliens Präsident Israel scharf kritisiert. Bereits zuvor hatte er das militärische Vorgehen im Gazastreifen mit dem Holocaust verglichen – eine Aussage, die zu einer heftigen Reaktion der israelischen Regierung führte.

Angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer wächst international die Kritik an Israels Vorgehen – auch in Brasilien. Namhafte Künstler:innen wie Chico Buarque und Gilberto Gil, Politiker:innen, Intellektuelle sowie jüdische Persönlichkeiten haben ein Manifest unterzeichnet, in dem sie Lula auffordern, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen. 

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"Wir sind überzeugt, sehr geehrter Herr Präsident, dass es für unser Land an der Zeit ist, sich den anderen Nationen anzuschließen, die ihre diplomatischen und Handelsbeziehungen mit dem Staat Israel abgebrochen haben, und die Erfüllung der Beschlüsse zu fordern, die dem Völkermord ein Ende setzen und die Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes garantieren", heißt es in dem Dokument, das bereits mehr als 5.000 Persönlichkeiten zusammenbringt.

Bereits in dieser Woche machte Lula deutlich, dass sich die bilateralen Beziehungen zwischen Brasilien und Israel verschlechtert haben, indem er den brasilianischen Botschafter in Israel, Frederico Meyer, endgültig abzog. Ein Nachfolger wurde nicht benannt – ein Zeichen für die zunehmende Distanz zwischen den beiden Staaten.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sind seit Beginn der israelischen Offensive mehr als 53.900 Palästinenser:innen getötet worden. In den letzten Tagen wurden die Angriffe sogar noch intensiviert.

Die Offensive, die als Reaktion auf den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 begann, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet wurden, hat dazu geführt, dass fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens – rund zwei Millionen Menschen – vertrieben wurde.

Israel hat inzwischen 77 Prozent des palästinensischen Gebiets durch militärische Maßnahmen, Evakuierungsbefehle, Bombardierungen sowie die Blockade von Lebensmitteln und Medikamenten unter seine Kontrolle gebracht.