Indigene beklagen anhaltende Gewaltwelle im Südwesten von Kolumbien

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Der ermordete indigene Anführer Marcos Yonda
Der ermordete indigene Anführer Marcos Yonda

Belalcázar. Mit dem Mord an Marcos Yonda, einem spirituellen Führer des Volkes der Nasa, setzt sich die Gewalt gegen Indigene in Kolumbien weiter fort. Yonda wurde am 21. Juli in der Ortschaft Taravira im Departemento Cauca ermordet, er war bekannt für seine Rolle als traditioneller Wissenshüter und als Leiter bei spirituellen Harmonisierungsritualen. Die indigene Gemeinschaft bezeichnet seine Ermordung als Angriff auf die kulturelle Identität ihres Territoriums.

Yondas Tod steht im Zusammenhang mit einem alarmierenden Anstieg der Gewalt gegen zivilgesellschaftliche Führungspersönlichkeiten in Kolumbien. Im Jahr 2025 sind bislang mindestens 90 von ihnen ermordet worden, davon 24 im Cauca. Unter den Opfern ist auch die indigene Anführerin Aída Damaris Flor Camayo, die wenige Tage vor Yonda getötet worden war.

Cauca liegt im Südwesten Kolumbiens. In den dortigen Bergen werden illegal Bodenschätze abgebaut. Außerdem bietet das unzugängliche Relief gute Bedingungen für den Drogenhandel. Seit dem Friedensabkommen der kolumbianischen Regierung mit der Farc im Jahr 2016 kämpfen verschiedene bewaffnete Gruppen und kriminelle Organisationen um die Kontrolle des Gebiets.

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Zu diesen Gruppen zählen sowohl Farc-Dissidenten, die Dagoberto-Ramos- und die Jaime-Martínez-Front als auch lokale Banden. Besonders betroffen sind ländliche und vor allem indigene Gemeinden, von denen es zahlreiche in Cauca gibt.

2024 hat die kolumbianische Ombudsstelle (Defensoría del Pueblo) eine Warnung für die Region herausgegeben. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die bewaffneten Gruppen, die sowohl für die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen verantwortlich sein sollen als auch für indigene Autoritäten und Wissenshüter ein besonderes Risiko darstellen.

Angesichts dieser Verbrechen verurteilten indigene Organisationen wie der Regionale Indigene Rat des Cauca (CRIC) und die Vereinigung Nasa Çxhãçxha den Mord an Yonda als Teil eines Ethnozids. Sie kritisieren die unzureichende Reaktion des Staates, bemängeln, dass die vorhandenen Schutzmechanismen die Angriffe nicht verhindern können, und fordern dringende Maßnahmen von den Vereinten Nationen, der Staatsanwaltschaft und der Defensoría del Pueblo.