Das Unternehmen für Computersoftware und audiovisuelle Medien (Cinesoft) ist als Einrichtung dem Bildungsministerium (Mined) zugehörig und entstand aus einem laufenden Prozess in Kuba heraus, der das Wirtschafts- und Sozialsystem perfektionieren soll.
Cinesoft wurde im April 2015 mit dem Ziel gegründet, drei Hauptaktivitäten zu vereinen, die sich unabhängig entwickelt hatten: audiovisuelle Produktion, Software und Schaffung von Inhalten für das Internet zu Bildungszwecken.
Wie Generaldirektor Iván Barreto ausführt, arbeitet die Einrichtung auf der Basis der pädagogischen Herausforderungen, die das nationale Bildungssystem betreffen, um verschiedene Programme als Beitrag zur Lösung zu entwickeln.
"Es ist sehr wichtig, dass eine Einrichtung wie diese gegründet wurde, weil sie angetreten ist, den Inhalt zu liefern, den die kubanischen Schulen wirklich brauchen."
"Der produktive Prozess selbst ist weit gespannt, mit einer eher wissenschaftlichen Sichtweise auf das, was wir schaffen. Später haben wir die ökonomische Komponente eingeführt, das heißt, wie wir auch ein wirtschaftliches System zu dieser Realität hinzufügen könnten, was Nachhaltigkeit in der Produktion ermöglicht", erklärte der Interviewte.
Bei Cinesoft arbeiten hauptsächlich Pädagogen von verschiedenen Bildungsstufen zusammen und die Firma kooperiert mit der Universität für Computerwissenschaften sowie der Zentraluniversität Marta Abreu de Las Villas.
Die Produktlinien basieren auf dem nationalen Bildungssystem und alles, was hergestellt wird, ist integriert in eine audiovisuelle und Computerplattform namens Cubaeduca, wo alle Software und audiovisuellen Produkte gespeichert werden.
Hauptproduktlinien
Die technologische Entwicklung, die die Welt heute erlebt, verlangt zunehmend nach Integration von Inhalt. "Audiovisuelle Medien benötigen Infografiken, Animationen und Computerwissenschaft, vor allem brauchen sie mehr Audiovisualität, um mit den Studierenden zu kommunizieren. Cinesoft stellt sicher, dass verschiedene Fächer, von der Vorschule bis zur Universität, diese Inhalte einschließen", erklärte Barreto.
Eine der Produktlinien des Unternehmens zielt auf die Schaffung von Bildungssoftware ab, die auf den aktuellen Lehrplan des staatlichen Bildungssystems abgestimmt ist. Jedes Fach wird durch unterschiedliche Medien bedient, mit dem Ziel, für den Gebrauch in jeder Schule im Land zu nutzbar zu sein.
Barreto berichtet weiter, dass "Luces para la vida" (Lichter für das Leben) ein integrales Projekt ist, das sich auf Suchtkrankheiten bezieht. "Mit diesem Programm versuchen wir, den Lernenden Werkzeuge zu geben, welche sie benötigen, um Drogengebrauch zu vermeiden. Und im Moment bereiten wir eine audiovisuelle Serie zum Thema vor, um das Publikum zu erweitern und das Bewusstsein für dieses gefährliche Phänomen unter jungen Leuten zu fördern", erklärte Barreto.
Ein weiteres Gebiet, auf dem das Unternehmen arbeitet, sind virtuelle Rundgänge. Eine der großen Unzufriedenheiten des Bildungsministeriums betrifft den Geschichtsunterricht. Es wurde ein geringes Interesse junger Leute an diesem Fach festgestellt.
"Wir begannen damit, eine virtuelle Tour als Produktlinie herzustellen, um den Geschichtsunterricht zu unterstützen. Wir starteten mit dem Haus von José Martí1 , machten dann unter anderem mit der Granma-Yacht2 und dem Museum der Alphabetisierung3 weiter. Wir bieten insgesamt 22 virtuelle Touren und sind dabei, etwa 16 weitere zu entwickeln, um sie im Sommer herauszubringen. Die Idee ist, alle großen Museen mit Bezug auf die kubanische Geschichte zusammenzubringen, so dass man zu einer großen Sammlung für alle Kinder kommt, egal wo sie wohnen."
Zusätzlich arbeitet Cinesoft daran, Videos ins Internet zu stellen. Dafür wurde WebTV eingerichtet, um audiovisuelle Medien mit dynamischeren Codes und unterschiedlichen Formaten in Ergänzung zur Information auf der Cubaeduca-Website zu schaffen.
Die Produktion von Dokumentarfilmen und die Entwicklung von Programmen für das nationale Fernsehen sind weitere Schwerpunkte des Unternehmens.
"Wir produzieren auch Videospiele, dabei konzentrieren wir uns hauptsächlich auf solche, die auf die Bildung junger Menschen abzielen, aber wir wollen sie auch unterhalten", sagte der Interviewte.
Virtuelle Bibliotheken gehören auch zu Cinesofts Produkten, mit einem starken Fokus auf die "Biblioteca del Docente" (Lehrerbibliothek), welche aus der Lehrerfortbildung hervorging. Sie beinhaltet sieben Bände, in denen Lehrende alles finden können, was sie brauchen, um ihre berufliche Entwicklung zu ergänzen.
Das Unternehmen hat unter anderem auch eine Übersicht der audiovisuellen und Computermaterialien herausgegeben, in einem komplett kostenlosen Paket namens "Pa que te eduques" (Damit du dich bildest). Sie enthält alle möglichen Ressourcen für die Verbreitung und Verwahrung des Pakets in den Schulen.
"Kubanische Schulen stehen im Wettbewerb mit einer sehr komplizierten audiovisuellen Welt, die einen Eindruck, eine Bildung mit Regeln schafft, die sich von denen unterscheiden, die das kubanische Bildungssystem für gewöhnlich lehrt. Gegenwärtig ist jede Aktion, die man mit jungen Leuten unternehmen will, langweilig für sie, sobald eine andere Didaktik angewandt wird. Deshalb versucht Cinesoft, auf der Höhe dieser Audiovisualität zu sein, die wir heutzutage erleben und seine Produkte so zu entwickeln, dass sie das Interesse der Lernenden weckt", merkte der Cinesoft-Generaldirektor an.
Das heißt, dass jedes Programm oder Videospiel, das den Schulen geliefert wird, die Bildung der Lernenden fördert. "Wir nennen das Lernanalytik. Der Schüler benutzt eines unserer Programme und es hinterlässt Spuren, die dem Lehrer erlauben, den Schüler zu bewerten, ohne einen Test durchführen zu müssen. Zum Beispiel wenn ein Schüler zehn Minuten für eine Übung braucht und die anderen Kinder brauchen nur zwei, dann ist das ein Zeichen, dass es da Probleme gibt", fügte er hinzu.
Wachstum ist die Losung
Cinesoft hat seine Nachhaltigkeit mit einem jährlichen Wachstum mit der Zeit unter Beweis gestellt.
"Wir wollen als Unternehmen von hohem Wert anerkannt sein. Wir werden dieses Jahr voraussichtlich mit einem Umsatz von ungefähr neun Millionen Pesos abschließen. Die größte Ressource, über die wir verfügen, ist nicht das Material, sondern das angesammelte Wissen, die Intelligenz der Mitarbeiter, die in dieser Einrichtung arbeiten. Daraus ergibt sich eine Gewinnspanne von fast 40 Prozent, das ist eindeutig ein Gewinn für den Staat, für die Volkswirtschaft. Darüber hinaus haben wir den Durchschnittslohn der Arbeiter angehoben, wir sind profitabel und wachsen weiterhin."
Neueste Produkte
Aufgrund der Wichtigkeit, die Cinesoft auf das Unterrichten legt, arbeitet das Unternehmen daran, ein regionales Zentrum für die Entwicklung von Lehrmitteln für Lateinamerika und die Karibik aufzubauen. Damit will das Unternehmen pädagogische und technologische Modelle teilen, die Kuba zur Verfügung stehen und sie dabei helfen, den Kindern und Heranwachsenden eine angemessene Bildung zu garantieren.
Es arbeitet auch an einer mobilen Augmented-Reality-Anwendung, die Benutzern erlaubt, mit jedem Museum, das sie besuchen, zu interagieren.
"In Hinsicht auf die Zukunft müssen wir noch mehr an den Diensten arbeiten, die wir im Internet anbieten. Wir haben kürzlich ein Pilotprojekt mit einem Programm namens 'Repasador en línea' (online Überarbeitung) gestartet. Dies geschah mit der Hilfe von Mitarbeitern des kubanischen Telekommunikationsunternehmens (Etecsa), denn um das umzusetzen brauchten wir Leute, die mit dem Netzwerk verbunden sind, da es sich um einen personalisierten Service für die Familie und Schulkinder handelt", merkte Barreto an.
Für dieses Projekt werden teilnehmende Lehrer 24 Stunden täglich mit dem Netzwerk verbunden sein, so dass die Familie mit ihnen interagieren kann, um die täglichen Aufgaben des Lernenden zu lösen. Im September wird dieses Programm im ganzen Land verfügbar sein. Und die Plattform wird von jeder Verbindung aus einfach erreichbar sein, sei es über Internet oder über den nationalen Navigationsdienst (Intranet).
- 1. José Martí (1853-1895), kubanischer Befreiungskämpfer und Freiheitsheld
- 2. Mit der Yacht Granma kamen am 2. Dezember 1956 82 Revolutionäre unter Führung von Fidel Castro nach Kuba, um gegen die Diktatur von Fulgencio Batista zu kämpfen
- 3. Am 29. August 1960 begann in Kuba der "Kampf gegen den Analphabetismus". Bereits am 22. Dezember 1961 konnte Fidel Castro auf dem Platz der Revolution in Havanna verkünden, dass die Kampagne dank zahlreicher ehrenamtlich arbeitender Lehrer als abgeschlossen bezeichnet werden könne und Kuba als erstes Land Lateinamerikas frei von Analphabetismus sei. Kuba entwickelte aus diesen Erfahrungen das Alphabetisierungsprogramm "Yo, sí puedo" ("Ja, ich kann"), das seit 2003 in 30 Ländern weltweit zum Einsatz gekommen ist und knapp acht Millionen Menschen das Lesen und Schreiben beigebracht hat (Stand: 2013)