Kuba / Medien

Castro kritisiert "verlogene Medienkampagne"

Kubanischer Ex-Präsident kritisiert die Berichte über sein angebliches Ableben als Beispiel der "Manipulation durch die Medien"

Fidel Castro hat sich am Sonntag in einem Kommentar zu den seit Wochen kursierenden Gerüchten über sein angebliches Siechtum geäußert und heftige Kritik an der "Manipulation durch die Medien" geübt.

Der frühere Präsident des sozialistischen Karibikstaates wies alle Spekulationen über seine Gesundheit als erfunden zurück und kritisierte, "dass sich die Nachrichtenagenturen gierig auf die Lügen stürzen und … die unsinnigsten Dummheiten hinzufügen". Er sei der Meinung, schrieb Castro, dass die Völker den Lügnern immer weniger Glauben schenken werden, "obwohl viele Menschen auf der Welt von den Medien betrogen werden, die sich fast alle in den Händen von Privilegierten und Reichen befinden". Denn: "Niemandem gefällt es, belogen zu werden."

Am Samstag zuvor hatte Castro den ehemaligen venezolanischen Vizepräsidenten Elías Jaua nach einem fünfstündigen Gespräch persönlich ins Hotel Nacional im Zentrum Havannas begleitet und sich im Garten angeregt mit Hotelangestellten unterhalten. Der Auftritt war auch eine bewusste Demonstration seines robusten Gesundheitszustandes.

Wie der "Nuevo Herald", das Sprachrohr der Anti-Castro-Gruppen in Miami, am Montag selbst berichtete, kursierten die Gerüchte über Castros angebliches Siechtum seit etwa drei Wochen. Sie sind nach Meinung des kanadischen Journalisten, Jean-Guy Allard, Bestandteil einer von Washington lancierten Desinformationskampagne. Aus Miami, von Medien der rechten Opposition in Venezuela und einigen Regierungsgegnern in Kuba wurde verbreitet, dass der 86-jährige auf dem Sterbebett liegt und die kubanische Regierung demnächst über sein Ableben informieren werde.

Einige Beispiele belegen, dass Allards These zumindest nicht völlig abwegig ist. Am 13. Oktober zitierte der "Nuevo Herald" William A. Ostick, einen Sprecher des US-Außenministeriums, mit folgender Bemerkung zu Gerüchten über Castros Gesundheit: "Wir haben Berichte über Gerüchte, haben dazu aber nichts Konkretes zu sagen." Im gleichen Artikel wird mit nahezu dem gleichen Wortlaut die von oppositionellen Medien gern als Quelle angeführte Bloggerin Yoani Sánchez mit der Aussage zitiert: "Alle fragen nach der Gesundheit Fidel Castros aber ich weiß nichts sicher, es kursieren nur Gerüchte."

Für die Gerüchte sorgte drei Tage später der erzreaktionäre venezolanische Kolumnist Nelson Bocaranda in der rechtskonservativen Tageszeitung "El Universal" aus Caracas. In einer Notiz kündigte er am 16. Oktober an, "dass wir in 72 Stunden die Wahrheit über Castros Zustand wissen werden”, den er als ernst beschrieb. Als weitere Quelle für die "Gerüchte" berief sich der Nuevo Herald dann am 19. Oktober auf den venezolanische Arzt José Marquina, der vor den dortigen Wahlen mehrfach den "unmittelbar bevorstehenden Tod" des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez angekündigt hatte und jetzt behauptete, "aus erster Hand zu wissen", dass Castro einen Hirninfarkt erlitten habe und dem Tode nahe sei. Erstaunlicherweise verbreitete Yoani Sánchez unmittelbar nach dieser Veröffentlichung per Twitter, dass "in Kuba Gerüchte über Castros Tod kursierten", sie aber nichts Genaueres wisse, weil es darüber nur Geheimniskrämerei gebe.

Auch nach dem mit Fotos dokumentierten Auftritt des früheren kubanischen Präsidenten im Garten des Hotel Nacional und der Veröffentlichung seines Kommentars vom Sonntag wird versucht, die Gerüchteküche weiter am Kochen zu halten. Aus seiner neuen Wahlheimat Naples (Florida) wiederholte der "Arzt" Marquina am Montag im Nuevo Herald seine Version von Castros Gehirntumor und sagte, dessen Auftritt im Hotel sei eine Inszenierung gewesen: "Wenn Sie den Kommunisten glauben wollen, nun gut. Ich glaube denen nicht."

Wie in den vorherigen Fällen wurde der Bericht wenig später von Yoani Sánchez sekundiert, die über Twitter verbreitete: "Ich verstehe nichts mehr. Wenn Fidel im Hotel Nacional war, warum ist er dann nicht am Sonntag persönlich zur Wahl gegangen?" Dabei wusste sogar die im fernen Deutschland erscheinende "Zeit" am Montag zu berichten: "Bereits in den vergangenen Jahren seit seiner Erkrankung hatte sich Castro stets für die Briefwahl entschieden."