Glyphosat-Besprühungen in Kolumbien: Die effektivste Methode für Vertreibungen

Das Thema Glyphosat muss zu einem wichtigen humanitären Anliegen für das ganze Land werden

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Kampagnenplakat in Kolumbien: "Und wenn das Gift auf dein Haus fällt? #Kein Glyphosat mehr. Es vergiftet den Boden, das Wasser und verursacht Krebs bei Menschen und Tieren"
Kampagnenplakat in Kolumbien: "Und wenn das Gift auf dein Haus fällt? #Kein Glyphosat mehr. Es vergiftet den Boden, das Wasser und verursacht Krebs bei Menschen und Tieren"

Das Thema Ausbringung des Herbizids Glyphosat ist seit langem ein Schwerpunkt in meinem Leben. Mein Interesse wurde geweckt, als ich aufgrund der Forschungen von Kollegen und aus meiner eigenen Erfahrung realisierte, dass es viele Faktoren gibt, die die ländliche Bevölkerung dazu bringen, aus ihren Gebieten zu fliehen, aber keiner ist so effektiv bei der gewaltsamen Vertreibung wie das Glyphosat.

Kolumbien ist historisch in zwei soziale Sektoren geteilt: diejenigen, die Bürger sind und für die amtierenden Regierungen relevant sind; und diejenigen, denen dies verwehrt wird und die weder für die Regierung noch für die Medien oder die andere Hälfte des Landes wichtig sind. Der Teil der Bevölkerung, der historisch gesehen politisch, sozial und ökonomisch ausgegrenzt worden ist, war immer als "Peripherie" bekannt; das sind Regionen, in die der Staat nie hingekommen ist, um soziale Sicherheit zu schaffen, aber er kam sehr wohl, um ganze Gebiete mit Glyphosat zu begasen.

In der Peripherie überleben noch die traditionellen Gemeinschaften – indigene, schwarze und bäuerliche –, für die kollektives Wohlergehen, Kultur und das Land noch von Bedeutung sind. Diese Gemeinschaften mussten die Geißel des Kriegs, des Drogenhandels und der strukturellen Gewalt gegen sie erleben. Doch bei allem, was es bedeutet, zwischen Armut, Kugeln und Bedrohungen zu leben, ist nichts schlimmer, als inmitten von Pestizid-Bespühungen zu leben, denn sobald sie kommen, steht eine massive Vertreibung dieser Gemeinden bevor.

Zusammen mit dem Menschenrechtsnetzwerk des Pazifik von Nariño (Red de Derechos Humanos del Pacífico Nariñense, REDHPNA) und dem Kollektiv Orlando Fals Borda führen wir einen juristischen Kampf, um die Wiederaufnahme der Besprühungen zu stoppen. Wir haben gezeigt, dass die nationale Regierung mit ihrem ungezügelten Eifer, die Vergiftung der Gebiete als einziges Mittel zur Bekämpfung des illegalen Anbaus durchzusetzen, die grundlegenden individuellen und kollektiven Rechte verletzt hat. Aber über das hinaus, was vor Gericht getan werden kann, muss das Thema Glyphosat zu einem wichtigen humanitären Anliegen für das ganze Land werden. Insbesondere ist es wichtig, dass der Teil der Gesellschaft, der das Privileg hat, als Bürger zu gelten, sich auch an der Verteidigung des Lebens beteiligt.

Die Frage, ob das Versprühen von Glyphosat wieder aufgenommen wird oder nicht, ist weder eine technische, noch eine wissenschaftliche, noch eine politische, noch eine rechtliche Frage, es ist eine humanitäre Frage. Und ich denke, der beste Weg, sie zu verstehen, ist, sich für einen Moment in die Lage derer zu versetzen, die an der Peripherie leben: Was würde passieren, wenn eines Tages ein Kleinflugzeug über unsere Häuser fliegt und alles mit Gift besprüht? Was ist, wenn wir nach einer Weile entdecken, dass auch unser Trinkwasser mit Glyphosat kontaminiert ist? Und wenn unsere Kinder krank werden und Hautausschläge bekommen, nachdem sie dem Herbizid ausgesetzt waren? ... Wenn das Ihnen und mir passieren würde, würden wir alle unsere Kräfte einsetzen, um das zu verhindern. Also warum ist es dann nicht genauso besorgniserregend, wenn dies unseren indigenen, afrokolumbianischen oder kleinbäuerlichen Gemeinschaften passiert?

Sobald Glyphosat in die Territorien gelangt, setzt es sich auf dem Tisch, auf der Kleidung, in jeder Ecke des Hauses ab und schädigt am Ende den Boden, den Körper und das Leben. Deshalb müssen die Gemeinden fliehen, weil es in dem Gebiet nichts mehr gibt.

Wir haben 40 Jahre hinter uns, in denen versucht wurde, den illegalen Drogenanbau durch den Einsatz von Herbiziden einzudämmen – ohne jeden Erfolg. Wie wäre es, wenn wir zum ersten Mal von der nationalen Regierung verlangten, dass sie den Menschen wirtschaftliche Möglichkeiten und Mechanismen für ein würdiges Leben bietet, anstatt sie durch die Vergiftung ihrer Territorien in die Enge zu treiben?

Fordern wir von der Regierung, sich an die Friedensvereinbarungen zu halten und in Substitutionsprogramme zu investieren, bevor sie solch menschenverachtende Maßnahmen wie Glyphosat-Besprühungen durchsetzen. Denn Sie, ich und alle Menschen, die dieses Territorium bewohnen, verdienen eine Chance, in Frieden zu leben.

Diana Carolina Bernal Ibáñez Frau, Tochter von Bauern und indigenen Völkern. Juristin und Soziologin. Master in Jura an der Nationalen Universität von Kolumbien. Mitglied des Colectivo Sociojurídico Orlando Fals Borda

Diese Kolumne wurde ursprünglich in Colombia2020 von El Espectador veröffentlicht