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Nazi-Mörder spionierte für BND gegen Kuba und baute SS-Netzwerk auf

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Simon Wiesenthal mit Foto von Rauff und einem "Vergasungswagen"
Simon Wiesenthal mit Foto von Rauff und einem "Vergasungswagen"

Berlin/Havanna. Walter Rauff, ein maßgeblicher Mitverantwortlicher für den Massenmord an den Juden während des Hitler-Faschismus (1933-1945), hat nach dem Zweiten Weltkrieg jahrelang für den damaligen westdeutschen Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet. Das bestätigen Akten, die nun das Nachrichtenmagazin Der Spiegel aus den Archiven holte. Demnach wurde Rauff von der jungen Bonner Regierung und dem BND auch zu Spionageeinsätzen gegen Kuba eingesetzt, nachdem die Revolutionäre unter Führung von Fidel Castro Anfang 1959 den US-treuen Diktator Fulgencio Batista gestürzt hatten.

Rauff war maßgeblich an dem Massenmord an den europäischen Juden beteiligt. Als SS-Standartenführer entwickelte er 1941 die so genannten Vergasungswagen: LKWs mit geschlossenen Kabinen, in die Abgase eingeleitet wurden. Die Insassen erstickten qualvoll. Diesen damals schon bekannten Verbrechen zum Trotz arbeitete Rauff von 1958 bis 1962 für den BND, seine Basis war Chile.

Indes berichtete die BILD-Zeitung – ebenfalls unter Berufung auf Geheimdienstakten – dass Rauff für seine Tätigkeit für den BND insgesamt 70.000 D-Mark erhielt. Als er 1962 in Chile verhaftet wurde, half der westdeutsche Geheimdienst dem Nazi-Mörder mit 3.200 D-Mark für anfallende Anwaltskosten.

Rauff war nach Angaben der Boulevardzeitung am 25. Oktober 1958 von dem BND-Mitarbeiter Wilhelm Beissner alias "Betram" angeworben worden und arbeitete bis 1962 unter dem Decknamen "Enrico Gómez". Beissner und Rauff kannten sich aus dem Reichssicherheitshauptamt, einer SS-Behörde. In Südamerika habe Rauff nach seiner Anwerbung ein Netzwerk aus ehemaligen SS-Leuten aufgebaut.