Ex-Polizeichef in Guatemala verurteilt

Guatemala-Stadt. Die guatemaltekische Justiz hat am 21. August zum ersten Mal einen ehemaligen Polizeichef zu 70 Jahren Gefängnis verurteilt. Der heute 68-jährige Pedro García Arredondo wurde der Entführung und mutmaßlichen Ermordung des Studenten Edgar Enrique Sáenz Calito im Jahre 1981 für schuldig befunden.

Der Prozess gegen García Arredondo dauerte 13 Monate, die Untersuchungen mindestens drei Jahre. Dank Dokumenten aus dem Historischen Archiv der Nationalen Polizei und Zeugenaussagen gelang es, die Beteiligung des Ex-Polizeichefs im Fall Edgar Sáez nachzuweisen. Die Familie von Sáez hatte  31 Jahre lang Gerechtigkeit gefordert und mußte wegen der folgenden Drohungen das Land verlassen.

Gemäß den Dokumenten aus dem Polizeiarchiv wurde Edgar Sáenz am 4. März 1981 von Polizisten verhaftet, die García Arredondo unterstanden und 95 Tage lang täglich gefoltert. Am 9. Juni 1981 ordnete ein Gericht seine Freilassung an, doch wurde er am selben Tag in Anwesenheit seines Vaters, seiner Schwester, seiner Frau und seiner Tochter wieder verhaftet. Seither ist er verschwunden. Insgesamt verschwanden auf diese und ähnliche Weise rund 45.000 Menschen während des internen Konflikts in Guatemala (1960 bis 1996).

Pedro García Arredondo war von 1974 bis 1982 Chef der inzwischen aufgelösten Nationalen Polizei. Er ist auch in anderen Fällen angeklagt, so zum Beispiel im Fall des Brandes der spanischen Botschaft (1981), des Verschwindenlassens der Schriftstellerin Alaída Foppa (1980), der Morde an Studentenführer Oliverio Castañeda (1978), an Manuel Colom Argueta (1979) und an Alberto Fuentes Mohr (1979).

Die Verurteilung des Ex-Polizeichefs ist das vierte Urteil im Zusammenhang mit Verschleppungen und Ermordungen.