Soziale Bewegungen erinnern an Schwarzen Oktober in Bolivien

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Demonstranten in El Alto fordern von den USA die Auslieferung des Ex-Präsidenten Sanchez de Lozada
Demonstranten in El Alto fordern von den USA die Auslieferung des Ex-Präsidenten Sanchez de Lozada

La Paz. In Bolivien haben am vergangenen Mittwoch tausende Menschen die Auslieferung des ehemaligen bolivianischen Präsidenten Gonzalo Sánchez de Lozada durch die USA gefordert. Vor der US-Botschaft erinnerten sie dabei an den sogenannten Schwarzen Oktober 2003, während dem im "Gaskrieg" 60 Menschen vom Militär getötet und über 400 verletzt worden waren. Die massiven Proteste der Bevölkerung wurden damals durch ein Abkommen der Regierung unter Sanchez de Lozada ausgelöst, mit dem Erdgas zu einem geringen Preis an einen US-amerikanischen Ölkonzern verkauft werden sollte. Lozada, der bis heute als reichster Mann Boliviens gilt, war im Zuge des Konflikts zurückgetreten und in die Vereinigten Staaten geflohen, wo er Asyl erhielt.

Der Protestmarsch am Mittwoch vergangener Woche fand unter der Führung der Regionalen Arbeiterzentrale COR und der Föderation der Nachbarschaftsräte (Fejuve) von El Alto und La Paz statt. Dabei warfen die Demonstranten Feuerwerkskörper in Richtung des Botschaftsgebäudes, skandierten Parolen gegen US-Präsident Barack Obama und verbrannten zahlreiche Abbildungen Lozadas. "Wir zeigen unseren Ärger, unsere Wut, weil eine Person, die uns so viel Schaden zugefügt hat, dort (in den USA) Schutz suchen kann", sagte Javier Ajno, Präsident der Nachbarschaftsorganisation von El Alto.

Währenddessen erinnerte Vizepräsident Álvaro Gárcia Linera daran, dass der "Gaskrieg" der Beginn einer neuen Etappe in der Geschichte des Landes gewesen sei. "Dieser Oktober 2003 markierte den Niedergang einer Bande Krimineller, die bereit waren, alle Bolivianer umzubringen, um ihre Privilegien zu schützen", so García Linera. Neben Lozada befinden sich viele weitere ehemalige Regierungsmitglieder im US-amerikanischen oder europäischen Ausland und entgehen damit einer gerichtlichen Verfolgung.