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Auf dem Weg der Entspannung

Bilaterale Kommissionen nehmen Arbeit auf. Auch Ecuador will Beziehungen wieder herstellen

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Treffen der Außenminister in Caracas
Treffen der Außenminister in Caracas

Caracas. Nur wenige Wochen nach dem Amtsantritt des neuen kolumbianischen Präsidenten Manuel Santos ziehen Venezuela und Kolumbien eine positive Bilanz ihrer Entspannungspolitik. Die Außenminister beider Länder kamen in Caracas zu Konsultationen zusammen. Insgesamt nahmen fünf Kommissionen die Arbeit auf, um die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder herzustellen. Mehrheitlich geht es dabei darum, die unterbrochenen Wirtschaftsbeziehungen neu zu etablieren. Neben Arbeitsgruppen zu den Themen Transport, Lebensmittelversorgung und Tourismus tagt aber auch eine Kommission zum Thema Grenzsicherheit.

Bei einem Treffen mit der kolumbianischen Außenministerin, María Ángela Holguín, sagte Venezuelas Staatschef Hugo Chávez gestern auch die Zahlung ausstehender Gelder an kolumbianische Unternehmen zu. Innerhalb der kommenden zwei Wochen sollen etwa 200 Millionen US-Dollar an Schulden beglichen werden. Die sozialistische Regierung in Caracas hatte die Zahlungen eingestellt, nachdem der kolumbianische Präsident Àlvaro Uribe Caracas zum wiederholten Mal beschuldigte, aufständische Bewegungen in Kolumbien zu unterstützen, indem Venezuela ihnen auf seinem Territorium Unterschlupf gewähre.

Nach einem Treffen zwischen dem neu gewählten Präsidenten Santos und Hugo Chávez am 10. August in Kolumbien hatte die kolumbianische Regierung bekannt gegeben, dass sie die entsprechenden Vorwürfe weder aufrecht erhalte noch weiter untersuchen lasse. Einen weiteren Konfliktpunkt zwischen Kolumbien und seinen Nachbarn räumte vor wenigen Tagen das Verfassungsgericht des Landes aus: Die Richter erklärten einen Vertrag über die Stationierung von über 1.000 us-amerikanischen Militärangehörigen in Kolumbien für ungültig und verwiesen darauf, dass eine entsprechende Regelung nur durch das Parlament verabschiedet werden könne.

Die Situation an der 2.200 km langen Grenze zwischen beiden Ländern war ebenfalls Thema der aktuellen Gespräche in Caracas. Ohne konkrete Vereinbarungen vorzustellen, machten die Außenminister deutlich, dass sie vor allem an der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Region interessiert seien. Der größte Teil der Grenze sind nur schwer kontrollierbare Urwald-Regionen.  

Ähnliche Überlegungen bestehen offensichtlich zwischen Ecuador und Kolumbien. Wie der ecuadorianische Außenminister, Ricardo Patio, gestern mitteilte, wird in der kommenden Woche ein Treffen mit María Ángela Holguín stattfinden. "Die Idee ist, im Grenzbereich eine Zone der sozialen Entwicklung zu etablieren", so Patio. Außerdem werde die Situation der kolumbianischen Bürgerkriegsflüchtlinge besprochen.