Keine Gerechtigkeit mit "Putsch-Kardinal"

Kritik aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an Teilnahme des Honduraners Rodríguez Maradiaga an Kampagne "Steuer gegen Armut"

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Graffito gegen Kardinal Rodríguez Maradiaga in Honduras
Graffito gegen Kardinal Rodríguez Maradiaga in Honduras

Berlin. Entwicklungspolitische Gruppierungen, Lateinamerika-Organisationen und Fachmedien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben in einem offenen Brief den Ausschluss des honduranischen Kardinals Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga aus der Kampagne "Steuer gegen Armut" gefordert.

Der katholische Würdenträger sei durch seine befürwortende Haltung zum Staatsstreich gegen die letzte demokratisch gewählte Regierung unter dem liberalen Politiker Manuel Zelaya am 28. Juni 2009 für eine solche Kampagne unglaubwürdig und schade dem Anliegen, heißt es in dem zweitseitigen Schreiben.

Die Kampagne "Steuer gegen Armut" wurde Mitte 2009 auf Initiative des Nürnberger Jesuitenpaters Jörg Alt gegründet und wird nach eigener Auskunft inzwischen von 74 Organisationen und 15 Einzelpersonen unterstützt. Vorrangiges Ziel ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.

Die Autoren des offenen Briefes, der auch von amerika21.de unterstützt wird, bestätigen die Bedeutung dieser Forderung in der internationalen Debatte über eine gerechtere Wirtschaftsordnung. "Es ist wichtig und gut, dass auch kirchliche Organisationen diese Position aufgreifen", heißt es in dem Schreiben.

Kardinal Rodríguez Maradiaga aber habe den Staatsstreich gegen die Regierung von Präsident Manuel Zelaya in Honduras gutgeheißen und öffentlich verteidigt, während internationale Menschenrechtsorganisationen auf die seither zunehmenden Menschenrechtsverletzungen und politischen Morde hingewiesen haben und hinweisen.

Das Ziel des Staatsstreichs habe in erster Linie darin bestanden, die Privilegien der Oberschicht zu schützen und eine Verfassungsreform zugunsten der Bevölkerungsmehrheit und mit dem Ziel eines stärkeren sozialen Ausgleichs zu verhindern. "Zelaya stand kurz vor dem Ende seiner Amtszeit und hatte in Honduras zuletzt mehrere Reformen eingeleitet, die den wohlhabenden Schichten ein Dorn im Auge waren", heißt es in dem Brief, der die Rechtfertigungen der Putschisten als konstruiert abtut.

Tatsächlich hätten die Putschisten soziale Reformen rückgängig gemacht und die politische Opposition massiv unterdrückt. Große Teile der Bevölkerung forderten weiterhin die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung. In einer neuen Verfassung solle unter anderem das Thema der Steuergerechtigkeit  eine Rolle spielen.

Die Organisatoren der Kampagne "Steuer gegen Armut" müssten sich daher öffentlich von Kardinal Rodriguez distanzieren: "Es gibt viele Menschen, die mit hoher Glaubwürdigkeit an seine Stelle treten können." Das gelte auch für den Posten des Vorsitzenden von Caritas Internationalis, "den mit Kardinal Rodríguez Maradiaga ein Befürworter eines blutigen Staatsstreiches weiterhin innehat".

Die Adressaten haben nach Auskunft der Autoren bislang nicht auf den Brief reagiert.

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