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"Yoani Sánchez wird in Kuba nicht erst genommen"

Israel Rojas, Leadsänger der Band Buena Fe, über die Jugend in Kuba, Sozialismus und das rechte US-Exil

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Israel Rojas
Israel Rojas

Berlin. Der kubanische Leadsänger der Band Buena Fe, Israel Rojas, hat zu Beginn einer Konzertreise nach Deutschland Kritik an der regierungsfeindlichen Bloggerin Yoani Sánchez geübt. "Ihren Texten zufolge gibt es nichts, aber auch nichts Gutes in Kuba", sagte der Musiker im Interview mit amerika21.de. Als jüngst die Straßen in der Wohngegend der Regierungsgegnerin ausgebessert wurden, habe sie selbst dies negativ dargestellt, weil die neue Asphaltdecke sicher bald wieder "von Panzern zerstört" werde. "Die Menschen in Kuba lesen das und sie merken, wie beeinflusst es ist", so Rojas, der sich sicher ist: "Stimmen wie die von Yoani Sánchez werden in Kuba nicht ernst genommen."

Nach Ansicht des Musikers haben auch rechtsgerichtete Gruppen des kubanischen Exils in den USA keine Chance, Einfluss auf die Lage in Kuba zu bekommen. "Die Kubanische Revolution hat vor allem aus einem Grund überlebt: wegen ihrer Einheit. Zugleich aber auch wegen der Dummheit ihrer Gegner." Heute gebe es eine neue Generation von Kubanerinnen und Kubanern, die das Land nicht verlassen wollen und die sich vor Ort für Verbesserungen im Rahmen des Systems einsetzen. Dies habe man in Miami, der Hochburg antikommunistischer Exilorganisationen, nicht verstanden.

Rojas sieht in Kuba vor allem die Notwendigkeit wirtschaftlicher Verbesserungen. In den neunziger Jahren dann brach nicht nur die Wirtschaft ein, schilderte der Sänger, auch die Aggression gegen Kuba habe sich erheblich verstärkt. "Und inmitten dieser Situation wuchs eine neue Generation heran", sagte Rojas, der amerika21.de am Mittwoch unmittelbar nach der Ankunft in Berlin ein Interview gab.

Dennoch zeigte sich der Leadsänger von Buena Fe davon überzeugt, dass auch die junge Generation das politische System in Kuba mehrheitlich unterstützt. Die "historische Generation", wie die Revolutionäre in Kuba genannt werden, sei Teil einer weltweiten Befreiungsbewegung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Zerschlagung des Faschismus´ gewesen. "Das bedeutet nicht, dass wir diejenigen, die an der Revolution beteiligt waren, vergöttern", so Rojas: "Es ist aber allen klar, welcher Platz ihnen zukommt, ohne dass sie unkritisch mit der Politik jener Jahre umzugehen."

Heute existiere in Kuba eine Jugend, die sich bewusst wird, dass die historische Generation ihre Aufgabe erfüllt hat. "Und jetzt fragen sie sich: 'Was wird unsere Aufgabe sein?'" Ich spreche über eine Avantgarde der Jugend, die übrigens nicht immer mit den offiziellen Strukturen übereinstimmt, sondern über sie hinausgeht", sagte der Musiker. Zugleich würden inmitten der Globalisierung auch in Kuba "Konsumismus und Statussymbole" attraktiver. Doch gebe es in Kuba "viele Jugendliche, denen das Wohl ihres Landes am Herzen liege, die sich nicht als Sozialisten oder Kommunisten sehen und die weder auf das rechtsgerichtete Exil in Miami hören. "Für mich ist das die eigentliche demokratische Neuerung in Kuba und ich hoffe, dass die offiziellen Strukturen fähig sind, mit dieser Jugend in Dialog zu treten", sagte Rojas.