Kuba / USA / Politik

Gut getimte Enttarnung

US-Behörden vermelden Aufdeckung von mutmaßlichen kubanischen Agenten - unmittelbar vor Entscheidung im Fall der "Cuban Five"

Washington/Havanna. Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI wurden in den USA zwei Mitarbeiter des kubanischen Geheimdienstes enttarnt. Der 72-jährige ehemalige Angestellte im US-Außenministerium, Walter Kendall Myers, und seine 71-jährige Ehefrau Gwendolyn sollen nach Angaben der US-Behörden drei Jahrzehnte lang Informationen an Kuba weitergegeben haben.

Nach Meldungen von Nachrichtenagenturen soll das Ehepaar Myers als Agenten "202" und "123" für den kubanischen Geheimdienst aktiv gewesen sein. 1995 sollen sie sich sogar mit dem damaligen kubanischen Staats- und Regierungschef Fidel Castro getroffen haben. Woher die Informationen stammen, ist unklar. Auch liegen für die Vorwürfe keine Belege vor. Dennoch bezeichnete der Abteilungsleiter für nationale Sicherheit im Washingtoner Außenministerium, David Kris, den Fall als "unglaublich ernst".

Vor allem aber kommt er der US-Regierung unglaublich gelegen: Denn bis Mitte des Monats soll der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten über den Fall der "Cuban Five" entscheiden. Die Verteidigung der fünf in den USA inhaftierten Kubaner hatte im Januar ein Revisionsverfahren bei dem Supreme Court beantragt.

Die als "Cuban Five" bekannten Männer waren Ende 1998 von Agenten der US-Bundespolizei FBI inhaftiert worden. Sie hatten zuvor gewaltbereite Gruppen des kubanischen Exils in den USA unterwandert, um Informationen über mögliche Terroranschläge in Kuba nach Havanna zu senden. Die US-Behörden konnten Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando Gonzáles und René González erst über Informationen ausfindig machen, die ihnen aus Kuba zur Bekämpfung der Terrorgruppen zur Verfügung gestellt worden waren. Die gewaltbereiten Gruppierungen, die von den USA aus gegen Kuba agieren, blieben hingegen unbehelligt.

In den vergangenen Jahren hatte der Fall international für Aufsehen gesorgt, zwei UNO-Gremien hatten sich für ein Revisionsverfahren ausgesprochen. Die Enttarnung der beiden mutmaßlichen Spione nach dreißig Jahren kommt - wenige Tage vor der Entscheidung der obersten US-Richter - zu einem günstigen Zeitpunkt für die US-Regierung, die im Fall der "Cuban Five" eine Neuauflage des Verfahrens ablehnt.


Bildquelle: freethefive.org