International

Gegen Boykott des UN-Krisengipfels durch G-20

Offener Brief des belgischen Soziologen François Houtart an soziale Bewegungen, NGOs und Intellektuelle

gegen-82756272-uno-boykott_0.jpg

Gegen Boykott des UN-Krisengipfels durch G-20
Ruft zum Protest auf: François Houtart

Wir dokumentieren in Folge einen offenen Brief des belgischen Soziologen und Theologen François Houtart. Er ist Präsident des Leitungsrates des Centre Tricontinentale mit Sitz in Louvain-la-Neuve. Er ist zugleich führend in der Sozialforenbewegung aktiv und Berater des Generalsekretärs der UNO-Vollversammlung, Miguel D´Escoto, für die Reform des Finanzwesens.


New York, 9. April 2009

Dieser Brief ist ein Aufruf an die Öffentlichkeit. Angesichts einer systemischen und globalen Krisensituation haben die Staaten der G 20 eine Serie von Maßnahmen verkündet. Sie taten dies, ohne die Mehrheit der Länder dieser Welt zu konsultieren. Zugleich wurde das Wesen aller bestehenden Krisen nicht erfasst: der Ernährungskrise, der Energiekrise, der Klima- und der Sozialkrise. Ihre Lösung wurde indes den gleichen Organisationen anvertraut, die zu den Verursachern der aktuellen Notlage gehören.

Dessen ungeachtet verschlimmert sich die Krise und alle Staaten des Globus sind betroffen.

Aus diesem Grund hat der Präsident der UNO-Generalversammlung vom 1. bis 3. Juni dieses Jahres einen Krisengipfel der 192 Mitgliedsstaaten dieser Weltorganisation einberufen. Doch einige der G-20-Staaten üben derzeit starken Druck auf die UNO aus, um nur auf niedrigen Niveau an dieser Zusammenkunft teilnehmen zu müssen: auf Minister- oder Botschafterebene. In jedem Land muss deswegen Druck ausgeübt werden, damit eine möglichst ranghohe Delegation zu dem UNO-Treffen entsandt wird. Hier geht es schließlich um die Zukunft der Menschheit und des Planeten.

Es geht auch darum, einen langfristigen, aber umgehend beginnenden Prozess in die Wege zu leiten, der in Alternativen mündet, nicht nur in Maßnahmen, von denen die Krise reguliert wird. Das erfordert den Einsatz der sozialen, moralischen und intellektuellen Kräfte aller Staaten. Eine Kampagne für eine möglichst ranghohe Vertretung bei der UNO-Konferenz im Juni könnte ein Beginn sein. Es wäre nur der erste Schritt in einem Prozess, aber es wäre wichtig.

Nun seid ihr gefragt. Informiert die Öffentlichkeit mit Veranstaltungen, Interviews, Artikeln und Erklärungen in den Medien. Sendet Unterschriftenlisten und Briefe an die Regierungen eurer Länder. Es muss unser aller Ziel sein, dass die Konferenz der 192 UNO-Staaten zur Kenntnis genommen wird. Es wäre, wie gesagt nur der erste Schritt in einem Prozess. Aber ein ungemein wichtiger.

Mit freundlichen Grüßen

François Houtart


Bildquelle: