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Zweite Etappe der Entkolonisierung

Berichte von "Enlazando Alternativas 4": Vertreter von Regierungen und Parteien tauschten sich mit Basisaktivisten aus

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Zweite Etappe der Entkolonisierung
Buntes Treffen sozialer Bewegungen

Madrid. Der Gegengipfel sozialer Bewegungen zur offiziellen EU-Lateinamerika-Konferenz in Madrid war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg. Unter dem Motto "Enlazando Alternativas" (Alternativen verknüpfen) kamen zahlreiche politische Akteure und Vertreter von Basisbewegungen zusammen.

Allein Boliviens Präsident Evo Morales war verhindert. An einer Großveranstaltung am Wochenende ließ er sich durch Finanzminister Luis Arce vertreten. Arce sprach erneut die Zerstörung der Umwelt als Folge des kapitalistischen Systems an - und traf damit offensichtlich auf Zustimmung bei den Gästen.

Zuvor hatte die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba eine kämpferische Rede gehalten, in der sie den Staatsterrorismus in Kolumbien anprangerte, der Schuld an den tausenden Morden und Verschleppungen trage. Sie dankte Venezuelas Staatschef Hugo Chávez ausdrücklich für seine Bemühungen für einen friedlichen Ausweg aus der Krise.

Die deutsche Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel betonte die Solidarität der Linkspartei mit den progressiven Entwicklungen in Lateinamerika und erhielt viel Beifall für ihre Feststellung, dass die Politik Deutschlands nicht im Namen ihrer Partei erfolge. Die deutschen Sozialisten positionierten sich entschieden gegen den Krieg in Afghanistan, Handelsabkommen mit der Uribe-Führung in Kolumbien und gegen die Teilnahme des illegitimen honduranischen Präsidenten Porfirio Lobo an Treffen mit der EU in Madrid.

Der venezolanische Vizeaußenminister Temir Porras führte in seiner Rede aus, dass ein Sozialismus des 21. Jahrhunderts nicht ohne Volksmacht verwirklicht werden könne. Auf das Erdöl als Quelle des Reichtums Venezuelas könne nicht sofort verzichtet werden, aber die Volkskontrolle werde sicherstellen, dass es für die gesellschaftliche Transformation und soziale Gerechtigkeit verwendet werde. Der jetzige Zustand sei die Folge von einhundert Jahren kapitalistischer Ausbeutung. Man strebe danach, das Erdöl durch saubere alternative Energie zu ersetzen.

Der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez machte deutlich, dass Kuba einem sozialen Europa die Hand reichen werde.

Die ecuadorianische Ministerin für Vermögenskoordination, Maria Espinosa, stellte klar, dass die Industrieländer ihre Klimaschuld bezahlen müssen. In Lateinamerika finde ein revolutionärer, souveräner und freier Prozess statt, der nichts anderes sei als die zweite Etappe der Entkolonialisierung, jetzt des Denkens, der Wirtschaft und der Kultur, um neue Beziehungen zwischen Gesellschaft und Wirtschaft zu errichten. Gastgeberland Spanien solle nicht vergessen, wer im dortigen Bürgerkrieg die Faschisten unterstützt und bekämpft habe.

Auch ohne Evo Morales erlebt zu haben, zogen die Teilnehmer voller Zuversicht aus der Halle, die durch viele spontan angebrachte Fahnen und Losungen von einer nüchternen Sporthalle in einen farbenfrohen Festsaal verwandelt worden war.


Bildquelle: Gerhard Mertschenk/ amerika21.de