Dem jungen Lenin Torres, der auf einer Hacienda im ecuadorianischen Andendörfchen Cunchibamba aufwächst, war eigentlich ein ganz anderer Lebensweg vorbestimmt. In Quito besucht er die weiterführende Schule, um irgendwann Gutsverwalter zu werden. Doch gegen den Willen des Vaters geht er zum Militär, um aus Ecuador ein zweites Kuba zu machen. Der erfolgreiche gesellschaftliche Umsturz auf der Karibikinsel 1959 animiert Torres und andere Militärs in Ecuador Anfang der 1960er Jahre bewaffnete Guerillazellen zu unterstützen.
Er wird schließlich verhaftet und zu fünf Jahren Haft verurteilt, kommt aber im Rahmen einer von der Regierung verordneten Generalamnestie frei. Präsident ist seit 1968 zum fünften Mal José María Velasco Ibarra. Gestützt auf das Militär schlägt er jedoch bald einen zunehmend autoritären Kurs ein, um seine politischen Ziele zu erreichen. Torres passt nicht in diese Pläne und soll ausgeschaltet werden. Nach dem Mord an einem früheren Mitstreiter flüchtet er 1971 auf dem Landweg nach Kolumbien. Von dort aus reist er unter Vermittlung der Sozialistischen Partei Ecuadors nach Chile weiter, wo sich das linke Regierungsbündnis der Unidad Popular gerade am Aufbau eines demokratischen Sozialismus versucht.
Torres konzentriert sich erst einmal auf Familie und Geschäft. Frau und Kinder folgen ihm bald nach Santiago und mit Hilfe seines Vaters kauft er ein Hotel im Zentrum Santiagos. Später gründet er zudem ein kleines Taxiunternehmen. Der Familie gefällt es in Chile, wo der Traum einer gerechteren Gesellschaft ohne einen gewaltsamen Umsturz wahr zu werden scheint.
Torres bleibt trotzdem skeptisch und pflegt nach wie vor enge Kontakte mit militanten Gruppen aus ganz Lateinamerika.
Im Geheimen besucht er die Nationale Befreiungsbewegung der Tupamaros (MLN-T) in Uruguay und sein Hotel wird zu einer zentralen Anlaufstelle linker Gruppen. Er ist ein geschätzter Vermittler, denn auch zur Regierung und linken chilenischen Militärs wie Carlos Pratts und Alberto Bachelet unterhält er gute Kontakte.
Seine Rolle als politisch interessierter aber passiver Geschäftsmann ist jedoch von Beginn an auch eine glänzende Fassade seines diskreten revolutionären Engagements: Vom ersten Tag an arbeitet Torres in Chile als Militärberater und hat die Aufgabe, die Arbeiter für die Verteidigung der Produktionsmittel fitzumachen. Dafür schlüpft er am Abend in die Rolle des "Compañero Carlos", der den Arbeiter selbstverwalteter Fabriken in Santiago nachts, nach Schichtende, Schießunterricht gibt.
Ende 1972 ist Torres zunehmend besorgt über die politische Entwicklung Chiles. Oppositionelle Demonstrationen, gewaltsame Anschläge und Sabotageakte nehmen zu. In der Armee werben die Gegner der Unidad Popular für einen Staatsstreich.
Nach dem Putsch gelingt ihm mit seiner Familien die Flucht nach Ecuador.
In die Politik mischt Torres sich noch zweimal ein. Im Jahr 2000 plant er mit einer Gruppe aus Militärs und indigenen Aktivisten die Regierung zu stürzen. Die korrupte politische Klasse und ihre neoliberalen Rezepte sollen beseitigt werden. Ziel ist der Aufbau eines sozialistischen Staats in Anlehnung an die Bolivarische Revolution in Venezuela. Doch der Plan misslingt. Auch der zweite, demokratischere Versuch einer Machtübernahme scheitert, als Torres 2006 ziemlich erfolglos für das Präsidentschaftsamt kandidiert. Was bleibt ist sein Bekenntnis für einen sozialen Wandel – mit allen nötigen Mitteln…