Anschlag auf Büro der Brasilianischen Anwaltsvereinigung in Rio de Janeiro

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Gebäude der brasilianischen Anwalts-Vereinigung (OAB-RJ) in Rio de Janeiro
Gebäude der brasilianischen Anwalts-Vereinigung (OAB-RJ) in Rio de Janeiro

Rio de Janeiro. Am vergangenen Donnerstag ist ein Sprengsatz im Gebäude der brasilianischen Anwaltsvereinigung (OAB-RJ) in Rio de Janeiro explodiert. Verletzt wurde niemand, es entstand geringer Sachschaden. Der ehemalige Präsident der OAB-RJ, Wadih Damous, war im Oktober vergangenen Jahres vom Landtag des Bundesstaates zum Vorsitzenden der lokalen Wahrheitskommission ernannt worden, die die Verbrechen während der Militärdiktatur (1964-1985) untersuchen soll. Die Bildung und Zusammensetzung der Wahrheitskommission soll durch Gouverneur Sergio Cabral am heutigen Montag offiziell verkündet werden.

Der Pressestelle der OAB-RJ zufolge wurde der amtierende Präsident der Anwaltsvereinigung telefonisch von der Feuerwehr über eine anonyme Bombendrohung informiert. Der Anrufer bezeichnete sich als Militärangehöriger im Ruhestand und kündigte der Leitstelle drei Sprengsätze im Gebäude an, die als Vergeltung für die Arbeit der Wahrheitskommission platziert worden seien. Das Gebäude wurde daraufhin umgehend geräumt. Nach bisher vorliegenden Informationen konnte das eingetroffene Sprengstoffkommando jedoch lediglich den einen, bereits detonierten Sprengsatz im Treppenhaus finden, der eher mit einem größeren Böller vergleichbar war. Die Polizei hat bisher noch keine forensischen Ermittlungsergebnisse veröffentlicht.

Die OAB-RJ war bereits zu Zeiten der Diktatur Opfer eines Sprengstoffanschlags geworden, als eine an den damaligen Bundesvorstand adressierte Briefbombe dessen Sekretärin, Lyda Monteiro, tötete. Laut dem Vorsitzenden der Wahrheitskommission Damous wird sich die Kommission bei ihrer Arbeit auch mit diesem Attentat, sowie mit weiteren Vorfällen befassen, die "auch Jahrzehnte nach der Wiedererlangung demokratischer Grundrechte unaufgeklärt geblieben sind." Im Besonderen nannte er die Aufklärung und Benennung von Schuldigen für die Todesfälle Stuart Angels, eines Mitglieds der Stadtguerilla-Gruppierung "Revolutionäre Bewegung des 8. Oktober" (MR-8) im Jahr 1971 sowie dessen Mutter Zuzu Angel im Jahr 1976 auf Arealen der Luftwaffe.

Die Büros der Nationalen Wahrheitskommission (CNV) und das Präsidialbüro für Menschenrechte (SDH-PR) verurteilten in Presseerklärungen das Attentat in Rio. Die CNV bezeichnete es als "verspäteten Akt des Terrors von Seiten jener Kräfte, die nicht in einem demokratischen Land leben wollten."