Kanadischer Konzern wegen Vergehen in Guatemala vor Gericht

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Schild der CGN verkündet "veratwortungsvollen Bergbau"
Schild der CGN verkündet "veratwortungsvollen Bergbau"

Toronto/Guatemala-Stadt. Ein Gericht in der kanadischen Provinz Ontario hat den Weg für einen historischen Prozess gegen das kanadische Bergbauunternehmen Hudbay Minerals wegen Menschenrechtsverletzungen in Guatemala freigemacht. Richterin Carole Brown vom Gerichtshof Ontario entschied am 22. Juli, dass der Konzern für mutmaßliche Verbrechen angeklagt werden kann, die von Sicherheitskräften seines Tochterunternehmen Compañía Guatemalteca de Níquel (CGN) in Guatemala begangen worden sein sollen.

Private Sicherheitskräfte der CGN und Sicherheitskräfte des guatemaltekischen Staates vergewaltigten nach Angaben der Anklage während einer Landräumung im Jahr 2007 in El Estor, im Verwaltungsbezirk Izabal, 22 indigene Frauen. Elf von ihnen haben Anzeige erstattetet und den Prozess in Kanada angestrengt. Zwei Jahre später wurde bei der gewaltsamen Auflösung einer Demonstration gegen die Vertreibung der Gemeinden durch Hudbay Minerals der Gemeindeführer Adolfo Ich ermordet. das Gemeindemitglied Germán Chub erlitt Verletzungen, die zu einer Querschnittslähmung führten.

Luz Méndez, Vertreterin der Organisation Equipo de Estudios Comunitarios y Acción Psicosocial (ECAP), welche die indigenen Frauen juristisch betreut, bezeichnet den Entscheid als "wegweisend", weil er ein Zeichen gegen die Straflosigkeit setze, mit der ausländische Bergbauunternehmen in Guatemala bisher Menschenrechtsverletzungen begehen konnten.

Während einer Pressekonferenz erklärte eine der betroffenen Frauen, wie wichtig für sie dieses Urteil sei: "Wenn die guatemaltekische Regierung uns schon nicht ernst nimmt, werden unsere Rechte wenigstens in Kanada respektiert." Allerdings gab es im Vorfeld Versuche, die Gemeinschaft zu spalten. Berichtet wurde auch über Drohungen gegen die Ehemänner, damit diese ihre Frauen zum Rückzug der Klage bewegen.

Außer der Verurteilung der Vergewaltiger verlangen die Frauen Rechtssicherheit für ihr Land. "Wir wollen Landtitel und nicht Verträge mit Unternehmen, die heute den einen Namen haben und morgen einen andern", hieß es von dieser Seite. Sämtliche Übergriffe auf die Gemeinden in El Estor hätten damit zu tun, dass die Menschen das Land verteidigen, auf dem sie leben und von dem sie sich ernähren, sagte die Witwe des ermordeten Gemeindeführers Adolfo Ich, Angélica Choc.

In Guatemala sitzt derweil Mynor Padilla im Gefängnis, der Chef des Sicherheitsdienstes der CGN war, als die Frauen vergewaltigt wurden.