Gewerkschafter verklagt BP wegen Entführung durch Paramilitärs

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Gilberto Edgar Torres floh aufgrund der anhaltenden Bedrohungen für sein Leben mit seiner Familie nach Spanien
Gilberto Edgar Torres floh aufgrund der anhaltenden Bedrohungen für sein Leben mit seiner Familie nach Spanien

Bogotá/London. Der ehemalige Aktivist der kolumbianischen Erdölarbeitergewerkschaft Unión Sindical Obrera de Ecopetrol (USO), Gilberto Edgar Torres, hat bei einem Gericht in London Klage gegen den britischen Ölkonzern British Petroleum (BP) eingereicht. Torres überlebte eine Entführung durch Paramilitärs und kann nach Angaben seiner Rechtsanwälte beweisen, dass die BP-Filiale in Kolumbien, BP Exploration Company (BPXC), das Verbrechen organisiert hatte. Angesichts von starkem internationalen Druck und einem 45 Tage andauernden Streik der USO war Torres zwei Monate nach der Entführung von den Paramilitärs wieder freigelassen worden. Aufgrund der anhaltenden Bedrohungen für sein Leben floh er mit seiner Familie nach Spanien.

Der Gewerkschafter wurde im Februar 2002 von den paramilitärischen "Vereinigten Selbstverteidigungskräften Kolumbiens" (AUC) unter dem Oberbefehl von Martin Llanos entführt und gefoltert worden. Torres berichtet, er sei am Tag seiner Entlassung – noch während er in paramilitärischen Gefangenschaft war – auf einen kolumbianischen Offizier getroffen, den die Paramilitärs mit "mein Kommandant" ansprachen. Der Offizier habe zu ihm gesagt, er müsse bekannt machen, was ihm passiert sei, so dass sein Beispiel als abschreckende Lektion für andere Gewerkschafter diene.

Die Entführung wurde nach Angaben beteiligter Paramilitärs von der damaligen Ölgesellschaft OCENSA "bestellt", die in Casanare operierte und an der die BP Anteilseigner war. Unter anderem sagte dies der Paramilitär Carlos López alias "Salomón", die rechte Hand von Martín Llanos, im Jahr 2010 gegenüber der Staatsanwaltschaft über die Arbeitsweise von OCENSA und den AUC aus.

Wie die Menschenrechtsorganisation International Rights Advocates berichtet, finanzierte die britische BP um ihre Ölgeschäfte zu schützen über ihre kolumbianische Tochterfirma BPXC mit Millionen US-Dollar jahrelang die 16. Brigade der kolumbianischen Streitkräfte, die für ihre Zusammenarbeit mit Paramilitärs bekannt war. Nur wenige Jahre bevor Torres entführt wurde, war BP von Human Rights Watch (HRW) davor gewarnt worden, in Sicherheitsbelangen "auf das kolumbianische Militär zu bauen, eine Institution mit einer der schlimmsten Menschenrechtsbilanzen in der Hemisphäre." HRW hatte auch auf "die Wahrnehmung vieler in Casanare“ hingewiesen, dass das Unternehmen "paramilitärische Aktivitäten toleriert." Kurz darauf gestand die Firmenleitung ein, dass BP in Kolumbien "Fehler" auf dem Gebiet der Menschenrechte gemacht habe. Dennoch finanzierte BP in den folgenden Jahren weiterhin die 16. Brigade.