Chile / Soziales

Großbrand in Chile zeigt strukturelle Ungleichheit

Nach dem Großbrand in Valparaíso treten soziale Ungleichheiten offen zutage. Regierung anerkennt "akuten Reformbedarf"

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Der Generalsekretär der Regierung, Álvaro Elizalde, bei der Besichtigung der Schäden in Valparaíso
Der Generalsekretär der Regierung, Álvaro Elizalde, bei der Besichtigung der Schäden in Valparaíso

Santiago de Chile. Die Regierung Chiles will Maßnahmen ergreifen, um die großen sozialen Unterschiede im Land zu verringern. Der Generalsekretär der neuen Mitte-Links-Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet, Álvaro Elizalde, betonte dies bei einem Besuch in der Hafenstadt Valparaíso, wo unlängst mehrere Viertel von einem Großbrand verwüstet wurden.

Die eklatanten strukturellen Disparitäten innerhalb der chilenischen Gesellschaft seien durch die Folgen des Brandes in Valparaíso ans Licht gebracht worden und offenbarten den akuten Reformbedarf des Landes, so Elizalde. Er kündigte an, die Regierung wolle dieses Problem durch die angekündigten Reformen unter anderem in der Steuer- und Bildungspolitik, aber auch mit Maßnahmen in der Städteplanung überwinden.

Nach vier Jahrzehnten neoliberaler Politik ist Chile, welches sich als das am meisten entwickelte Land Lateinamerikas rühmt, durch tiefe strukturelle Ungleichheiten gezeichnet. Die Folgen des Großbrandes in Valparaíso, der 12.000 Menschen obdachlos gemacht hat, zeigen laut Elizalde, dass der Reformbedarf in dem südamerikanischen Land weit über den Bildungs- und Gesundheitssektor hinausgeht. Ein Großteil der zerstörten Behausungen waren informelle Siedlungen, die aufgrund der Armut und sozialen Exklusion der Bewohner in Gefahrenzonen gegründet wurden und über nicht ausreichende Vorkehrungen verfügten, um derartige Katastrophen zu verhindern oder einzudämmen. Die Tatsache, dass in Chile zwei Drittel aller informellen Siedlungen in Gefahrenzonen liegen, macht die Verwundbarkeit der armen Bevölkerung Chiles offensichtlich.

Elizalde betonte, es reiche nicht aus, lediglich Behausungen wiederaufzubauen. Stattdessen sei eine Umgestaltung der Stadt nötig, um derartige Katastrophen zukünftig zu verhindern. "Der Wiederaufbau muss allumfassend sein, mit qualitativ guten und sicheren Unterkünften. Es müssen unter Einbeziehung der Bevölkerung Lösungsmechanismen gefunden werden". Der Regierungsvertreter wies darauf hin, dass Umsiedlungen von Bewohnern der Gefahrenzonen geplant seien: "Es gibt Zonen, in denen die Bebauung nicht möglich sein wird und es wird Familien geben, die umgesiedelt werden müssen, aber diesen Familien müssen wir eine Alternative bieten."

Angesichts der verheerenden Folgen des Großbrandes, der 15 Menschen das Leben kostete und über 2.900 Häuser zerstörte, wurde eine große Schüler- und Studentendemonstration, die für den 24. April angesetzt war, von den anführenden Organisationen mit dem Argument verschoben, dass ihre Priorität bei der Unterstützung der Opfer des Großbrandes sowie des Erdbebens, das sich am 1. April im Norden Chiles ereignet hatte, liege. Gleichzeitig ließen sie keinen Zweifel daran, dass der Protest bald stattfinden wird: "Die Bildungskrise ist akut, deswegen wird die Mobilisierung auf das nächstmögliche Datum, unter Berücksichtigung des Wiederaufbaus, verschoben."