Protestcamp in Buenos Aires gegen Missstände in "Villas Miserias"

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Das "Zelt der Würde“ im Stadtzentrum von Buenos Aires soll auf die desaströsen Lebensbedingungen in den Elendsvierteln von Buenos Aires aufmerksam machen
Das "Zelt der Würde“ im Stadtzentrum von Buenos Aires soll auf die desaströsen Lebensbedingungen in den Elendsvierteln von Buenos Aires aufmerksam machen

Buenos Aires. Am Montag haben Mitglieder der Organisation Corriente Villera Independiente (CVI) im Stadtzentrum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires ein Protestcamp errichtet, um auf die schlechten Lebensbedingungen der sogenannten Villeros, den Bewohnern der Armensiedlungen in der argentinischen Hauptstadt, aufmerksam zu machen.

Die Forderungen an die verantwortliche Hauptstadtregierung unter dem rechtsgerichteten Bürgermeister Mauricio Macri sind die Erschließung der Siedlungen sowie die offizielle Erklärung des sozialen Notstands. Viele Bewohner der Siedlungen haben keinen Zugang Licht, Wasser und Gas. Tausende von Kindern können nicht in die einsturzgefährdeten Schulen und überlaufende Kloaken bilden gefährliche Infektionsherde.

Für voraussichtlich 15 Tage werden deshalb neben dem Obelisken, dem Wahrzeichen der Stadt, die Bewohner der Villas Miserias um Stimmen für eine Petition an den Bürgermeister werben. Außerdem werden in dem 60 Quadratmeter großen Zelt Aktivitäten wie Diskussionsrunden und Filmvorführungen angeboten. Von gewaltsamem Protest nahmen die Organisatoren vorerst Abstand. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen sind stattdessen acht Villeros in Hungerstreik getreten. Ein Mitglied des CVI erklärte diesbezüglich: "Seit eineinhalb Jahren suchen wir den Dialog mit allen Mitteln. Dies hier ist ein extremes Mittel und die Gewalt wenden wir an unseren Körpern an,  die Straßen werden wir nicht blockieren."

Im Mittelpunkt der Aktion steht der Kampf um ein Leben in Würde. Dazu fordern die Demonstranten ein Ende der Kriminalisierung von Armut. "Wir, die Menschen, die hier fordern, dass ihr Recht auf ein würdiges Leben respektiert wird, wir sind die Maurer, die die Häuser bauen, die Schneider der Kleider, die jeder trägt, wir putzen die Büros und die Krankenhäuser. Es wird Zeit, dass man aufhört uns als Diebe zu sehen und beginnt uns als Arbeiter wahrzunehmen“, erklärte einer der Hungerstreikenden im Gespräch mit dem Nachrichtenportal infobae.

Villas Miserias sind die argentinische Variante der brasilianischen Favelas. Die letzten Erhebungen ergaben, dass die Anzahl an Bewohnern der Villas Miserias in Buenos Aires in  den letzten zehn Jahren um 52 Prozent auf 163.587 Menschen angewachsen ist.

Seit den 1990er Jahren wurden verschiedene Gesetze erlassen, die die städtische Erschließung der Armensiedlungen vorsahen, von denen aber keines umgesetzt wurde. Schon in der Vergangenheit drückten die Bewohner der Villas Miserias ihren Unmut darüber aus, dass seitens der Hauptstadtregierung Projekte blockiert wurden und zugesagte Gelder in den klientelistischen Netzwerken verschwanden.