Venezuela investiert in Produktion und Produzenten

Regierung unterstützt Stahlwerk Sidor. Tarifkonflikt mit Gewerkschaft vorerst beigelegt

sidor.jpg

Sidor ist das größte Stahlwerk Venezuelas und eines der größten Lateinamerikas
Sidor ist das größte Stahlwerk Venezuelas und eines der größten Lateinamerikas

Caracas. Die Regierung Venezuelas hat Investitionen in Höhe von 50,61 Millionen US-Dollar aus dem Fonds China-Venezuela für die Aktivierung und Wiederherstellung der Produktivität des staatlichen Stahlbetriebes Sidor beschlossen.

Von Regierungsseite hieß es dazu, es sei angesichts der Bedeutung der Stahlproduktion für das Land notwendig, die "aktuelle operative, finanzielle und verwaltungstechnische Situation bei Sidor umzukehren". Ziel sei eine allmähliche Erholung der Produktion, so dass im Jahr 2016 eine Betriebsleistung von 3, 5 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht werde. Damit solle der Nachfrage der nationalen metallverarbeitenden Industrie entsprochen und die Deviseneinnahmen aus dem Export von Überschüssen erhöht werden.

Nach der Analyse des Sidor-Rechenschaftsberichtes erfordert die "Genesung" des Unternehmens nach Regierungsangaben mehrere Bedingungen, darunter "die Neutralisierung der Gewalt und Anarchie in allen Bereichen der Anlage." Desweiteren müssten der Arbeitsfrieden und die Produktion garantiert sowie die Sicherheit an den Arbeitsplätzen gewährleistet und die Rechte der Arbeiter gewahrt werden. Notwendige Wartungsarbeiten müssten durchgeführt und angemessene Vorräte an Rohstoffen, Verbrauchsmaterialien und Ersatzteilen für Betriebszeiten von sechs Monaten kontinuierlicher Produktion bereitgestellt werden.

In jüngster Zeit war es bei Sidor zu heftigen Konflikten gekommen. Hunderte in der Betriebsgewerkschaft Sutiss organisierte Arbeiter forderten mit einem Streik einen neuen Tarifvertrag sowie die Nachzahlung von Urlaubsgeldern. Regierungsvertreter und Arbeiter beschuldigten sich gegenseitig der Korruption und der Zugehörigkeit zu Mafiagruppen, die sich an dem Staatsbetrieb bereichern wollten.

Die Produktion war für mehr als drei Wochen lahmgelegt. Streikende blockierten Zugangsstraßen und Werkstore mit brennenden Barrikaden. Die Regierung setzte daraufhin an zwei Tagen in Folge die Nationalgarde ein, die gewaltsam gegen die Blockierer vorging. Zwei Arbeiter wurden dabei verletzt, mehrere vorübergehend festgenommen.

Ein Teil der Gewerkschaftsführung handelte schließlich mit der Regierung von Präsident Nicolás Maduro einen neuen Tarfivertrag aus, der von der Belegschaft mehrheitlich akzeptiert wird. Ein anderer Teil weist ihn zurück und kritisiert, dass über die Annahme nicht in einer Arbeiterversammlung abgestimmt wurde und die Unterzeichner aufgrund ihrer Stellung nicht zum Tarifabschluss befugt waren.

Die Produktion bei Sidor wurde am 18. August wieder aufgenommen.