Venezuela / Politik

Sozialistischer Parlamentarier in Venezuela ermordet

Robert Serra und Lebensgefährtin in ihrer Wohnung in Caracas getötet. Regierungsanhänger sehen politische Motive, Opposition beklagt Gewalt im Land

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Der PSUV-Abgeordnete Robert Serra
Der PSUV-Abgeordnete Robert Serra

Caracas. Am Mittwochabend sind in Caracas der Parlamentsabgeordnete der regierenden Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV), Robert Serra, und seine Lebensgefährtin María Herrera ermordet worden. Wie Innen- und Justizminister Miguel Rodríguez Torres mitteilte, wurden sie in ihrer Wohnung im Stadtteil La Pastora tot aufgefunden. Über die konkreten Vorgänge, Täter und Hintergründe sei noch nichts bekannt, Spezialisten der Kriminalpolizei führten die Ermittlungen durch. Jedoch gab Rodríguez Torres bekannt, dass beide Opfer durch Angriffe mit Stichwaffen ums Leben gekommen sind.

Noch in der Nacht der Morde versammelten sich zahlreiche Menschen vor dem Wohnort Serras. Rodríguez Torres rief im staatlichen Fernsehen "die Mitglieder und die Jugend der PSUV zur Ruhe" auf. Die Behörden würden die Tat aufklären und die Verantwortlichen finden.

Der 27-jährige Rechtsanwalt Robert Serra wurde in Maracaibo im Bundesstaat Zulia geboren und war in der chavistischen Studentenbewegung sowie in der PSUV-Jugend aktiv. 2007 arbeitete er in einer Präsidialkommission des 2013 verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez für die Studierenden mit. Im Jahr 2010 wurde er als Abgeordneter des Hauptstadtbezirkes in das Parlament gewählt und mit damals 23 Jahren der jüngste Angeordnete der Nationalversammlung Venezuelas. Serra arbeitete in der "Wahrheitskommission" mit, die vom Parlament eingesetzt wurde, um die seit dem 12. Februar dieses Jahres verübten Gewaltakte oppositioneller Kräfte in Venezuela zu untersuchen. Er war außerdem Mitglied im Nationalen Rat für Menschenrechte, den Präsident Nicolás Maduro im Mai dieses Jahres eingerichtet hatte. Dieser soll mit Nichtregierungsorganisationen und sozialen Bewegungen zusammenarbeiten und Fällen von Menschenrechtsverletzungen nachgehen.

Zahlreiche Mitglieder der PSUV und Aktivisten äußerten in den sozialen Netzwerken Entsetzen und Trauer über den Tod des Abgeordneten. So twitterte unter anderen der Staatsminister für Caracas, Ernesto Villegas: "Wut und Traurigkeit im größten Schmerz. Frieden mit Gerechtigkeit!" Präsident Maduro schrieb: "Der Mord an Robert Serra, bolivarischer und chavistischer Anführer, erfüllt uns mit großem Schmerz ... Robert, wir werden Deinem Beispiel folgen, loyal und fest auf dem Weg der Revolution, die du immer mit Leidenschaft verteidigt hast."

In zahlreichen Beiträgen in sozialen Netzwerken und Medien wird indes ein politischer Hintergrund der Bluttat vermutet. Während diese These vor allem im Regierungslager vertreten wird, verweisen oppositionelle Privatmedien auf das allgemein hohe Gewaltniveau in dem südamerikanischen Land.