Bolivien / Politik

Bolivien wählt heute Evo Morales zum Präsidenten

Amtierender Staatschef klar in Führung. Bewegung zum Sozialismus kann mit Sieg in allen Landesteilen rechnen. Mitte-Rechts-Bündnis gescheitert

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Evo Morales auf der Kundgebung zum 1. Mai dieses Jahres
Evo Morales auf der Kundgebung zum 1. Mai dieses Jahres

Bolivien. Am heutigen Sonntag finden in Bolivien Präsidentschafts- und Kongresswahlen statt. Neben dem Staatsoberhaupt werden die etwa sechs Millionen Wahlberechtigten die nationalen Abgeordneten sowie Senatoren der neun Verwaltungsbezirke für die kommenden fünf Jahre bestimmen. Es sind die zweiten Nationalwahlen unter der neuen Verfassung von 2009. Der amtierende Präsident Evo Morales steht damit für eine dritte Amtszeit bis 2020 zur Verfügung.

Den letzten Meinungsumfragen zufolge wird Morales nicht nur einen überaus deutlichen Wahlsieg feiern können, sondern hat auch gute Chancen als erster Präsident in der Geschichte des Landes alle neun Verwaltungsbezirke für sich zu entscheiden. Damit hätte er mit seiner Partei, die Bewegung zum Sozialismus (MAS), wie bereits in der laufenden Legislaturperiode, eine komfortable Zweidrittelmehrheit im Senat sicher.

Morales’ größter politischer Widersacher von der Partei Nationale Einheit (UN), Samuel Doria Medina, hatte bereits seit vergangenem Jahr versucht, Partner für ein breites Oppositionsbündnis für seinen Präsidentschaftswahlkampf an sich zu binden. Bis auf die Soziale Demokratische Bewegung (MDS) schlugen alle Parteien die Einladung aus. Die beiden Parteien gründeten daraufhin die Allianz Demokratische Einheit (UD). Neben der inneren Sicherheit kritisiert der wirtschaftsliberale Medina vor allem die von Evo Morales 2006 umgesetzte Nationalisierung der natürlichen Ressourcen, wonach in vielen Primärindustrien 82 Prozent der Gewinne an den Staat fließen – zum Großteil in dessen Sozialpolitik. Doria Medina, der mittlerweile zum dritten Mal gegen Morales antritt, versprach den betreffenden Industrien, dass sie im Falle seines Sieges wieder die Hälfte des Profits einstreichen können.

Weiterhin bewerben sich der Rechtsliberale Jorge Quiroga von der Demokratisch Christlichen Partei (PDC), Juan del Granado von der Bewegung ohne Angst (MSM) sowie Fernando Vargas von den Grünen (Verde) für das Amt des Staatsoberhauptes. Laut den jüngsten Prognosen des privaten Meinungsforschungsinstituts Mori würden 59 Prozent der Wählerschaft Evo Morales, 18 Prozent Doria Medina, neun Prozent Quiroga, drei Prozent Granado und zwei Prozent Vargas ihre Stimme geben.

Nach dem ersten Wahlgang gilt als Präsident, wer mehr als die Hälfte der Stimmen oder mehr als 40 Prozent mit zehn Punkten Abstand zum Zweitplatzierten auf sich vereinigen kann.