Minderjährige aus Mittelamerika fliehen vor der Gewalt

Neue Studie belegt: Zahl der Minderjährigen aus Mittelamerika, die internationalen Schutz brauchen, hat sich seit 2006 mehr als verdreifacht.

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Für die Studie wurden 280 Kinder und Jugendliche aus Mittelamerika befragt
Für die Studie wurden 280 Kinder und Jugendliche aus Mittelamerika befragt

Mexiko-Stadt. Die Gewalt und die Verfolgung bedingt durch das organisierte Verbrechen sind die Hauptgründe für die Flucht von Kindern und Jugendlichen aus Guatemala, Honduras und El Salvador in Richtung Nordamerika und folglich nicht nur die prekären wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen oder die Trennung der Kinder von ihren Familien.

Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR). Auf der Grundlage von Interviews ergab diese, dass mehr als 48 Prozent der Jungen und Mädchen ihre Herkunftsländer aufgrund von Gewalt verlassen haben. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen aus Mittelamerika, die internationalen Schutz benötigen, hat sich seit 2006 mehr als verdreifacht, als das UNHCR eine ähnliche Studie mit unbegleitet reisenden Minderjährigen an der Südgrenze Mexikos durchführte. Damals waren 13 Prozent auf internationalen Schutz angewiesen.

Der Bericht "An der Wurzel ausgerissen" (Arrancados de raíz), finanziert durch das Amt für Humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission (ECHO), wurde am 11. November vorgestellt. Der Bericht versucht sowohl die Gründe festzustellen, weswegen die Kinder aus Guatemala, Honduras und El Salvador aufbrechen, als auch deren Bedarf an internationalem Schutz, einschließlich der Anerkennung des Flüchtlingsstatus. In der Studie wurde eine gemischte Methodologie angewandt, die auf individuelle und Gruppeninterviews basierte. Insgesamt wurden fast 280 Kinder und Jugendliche aus Mittelamerika befragt, die von Oktober bis Dezember 2013 in den Stationen für Migranten in Mexiko-Stadt, Tapachula und Chiapas untergebracht waren.

Die Studie zeigt, dass Kinder, die ohne Begleitung von Erwachsenen reisen, unter verschiedenen Arten von Gewalt leiden. Darunter sind körperliche Aggression, Einschüchterungen, Bedrohungen, häusliche und sexuelle Gewalt. Dies wiederum verdeutlicht das hohe Ausmaß an Unsicherheit, der die Kinder in bestimmten Regionen des nördlichen Dreiecks von Mittelamerika ausgesetzt sind. Die Ergebnisse der Arbeit bestätigen die Tendenz, die bereits in dem Bericht "Kinder auf der Flucht" beobachtet wurde, den das UNHCR im März dieses Jahres veröffentlichte.

Unter den Empfehlungen der Studie wird auf die Dringlichkeit hingewiesen, Mechanismen zur Identifikation der schutzbedürftigen Kinder und Jugendlichen einzuführen und zwar gemäß eines speziellen Ansatzes und der nötigen Sorgfalt für jede Altersgruppe. Auch seien wirksame Maßnahmen nötig, um in angemessener Zeit den Bedarf an internationalem Schutz festzustellen, um so zu garantieren, dass die Kinder nicht in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt werden. Desweiteren wird es als wichtig angesehen, dass die Beamten, die in diesem Zusammenhang tätig sind, mit Einfühlungsvermögen den jeweiligen Bedürfnissen zuhören, diese verstehen und darauf reagieren, um die Deportierung und die erzwungene Rückkehr der Kinder und Jugendlichen zu verhindern. Sie müssten auch sicherstellen, dass diese Zugang zu dem von der mexikanischen Regierung eingeführten Mechanismus zum Antrag auf Schutz besitzen.

"Die humanitären Folgen des hohen Grades an Gewalt in Mittelamerika müssen sichtbar gemacht werden, so dass passende Gegenmaßnahmen zur Eindämmung der Gewalt erarbeitet werden können. Der Bericht des UNHCR liefert wertvolle Daten, um die Situation der unbegleiteten Kinder und Jugendlichen zu verstehen, als auch sehr nützliche Empfehlungen, um sich deren Schutzbedürfnissen anzunehmen", bestätigte Benoit Collin vom Amt für Humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission.