Mehrheit in Brasilien gegen Privatisierung von Petrobras

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Kundgebung von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen:  "Petrobras verteidigen heißt Brasilien verteidigen"
Kundgebung von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen: "Petrobras verteidigen heißt Brasilien verteidigen"

Brasília. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha hat ergeben, dass 61 Prozent der Brasilianer die Privatisierung des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras ablehnen. Sie stimmten damit gegen einen Vorschlag des oppositionellen Senators José Serra von der rechtssozialdemokratischen PSDB, einen Teil des Unternehmens zu verkaufen.

Unter den Anhängern der regierenden Arbeiterpartei (PT) von Präsidentin Dilma Rousseff steigt die Zahl auf 67 Prozent. Auch 56 Prozent der Wähler der PSDB lehnen den Verkauf ab. Laut Datafolha befürworten rund 24 Prozent die Privatisierung, fünf Prozent sind noch unentschieden, zehn Prozent wissen es nicht.

Die Umfrageergebnisse wurden veröffentlicht, nachdem Serra ein Gesetzesprojekt vorgelegt hatte, mit dem der Verkauf von Lagerstätten im Atlantik ermöglicht werden soll. Dort befinden sich die größten Erdölreserven Brasiliens. Er begründete den Vorstoß auch damit, durch den Verkauf "das Prestige" des Unternehmens nach dem Korruptionsskandal wiederherzustellen.

Der halbstaatliche Ölriese gilt als Rückgrat der brasilianischen Wirtschaft und bringt zehn Prozent der Gesamtsteuereinnahmen des Landes ein. Laut Staatsanwaltschaft war bereits seit 1999 ein kriminelles Netzwerk im Konzern aktiv und hat insgesamt ein Geldvolumen von fast vier Millarden US-Dollar bewegt. Die Ermittlungen begannen im März 2014. Inzwischen sind zahlreiche leitende Angestellte in Haft. Gegen 54 mutmaßliche Tatverdächtige wurden Verfahren eingeleitet, darunter zahlreiche Spitzenpolitiker.

Die Gegner der regierenden PT nehmen dies zum Anlass, die Privatisierung des Konzerns und ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Rousseff bis hin zum Eingreifen des Miltärs zu fordern.