Wirtschaftskrise in Kolumbien prognostiziert

eduardo_sarmiento.png

Der kolumbianische Ingenieur, Ökonom und Autor Eduardo Sarmiento im Gespräch mit Andes
Der kolumbianische Ingenieur, Ökonom und Autor Eduardo Sarmiento im Gespräch mit Andes

Bogotá. Der Leiter des Institutes für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Julio Garavito in Bogotá, Eduardo Sarmiento, sieht eine Wirtschaftskrise auf Kolumbien zukommen. Als Gründe dafür nannte er gegenüber der ecuadorianischen Nachrichtenagentur Andes die starke Abwertung des kolumbianischen Pesos um 60 Prozent, ein hohes Zahlungsbilanzdefizit und einen Rückgang der Exporte um 40 Prozent.

"Die kolumbianische Wirtschaft ist aufgrund der starken Abwertung des Wechselkurses in der Vergangenheit in ernsthaften Schwierigkeiten", führte Sarmiento aus. "Dies verschärft sich jetzt durch den Ölpreis, der mehr als die Hälfte der kolumbianischen Exporte ausmacht.“

In der Vergangenheit reduzierte Kolumbien, beeinflusst von der globalen Wirtschaft, andere wirtschaftliche Aktivitäten wie Dienstleistungen oder den Bergbau zugunsten des Erdölexportes und machte sich zunehmend abhängig davon. Während des Anstieges des Erdölpreises ermöglichte dies dem Land ein stetiges Wachstum, die sinkenden Ölpreise machen sich jetzt jedoch zunehmend bemerkbar. Die Währungsabwertung trifft zudem in erster Linie die kolumbianische Industrie und Landwirtschaft, deren Erzeugnisse im Ausland sehr günstig verkauft werden.

Hinzu kommt ein Zahlungsbilanzdefizit, das in den vergangenen Jahren von vier auf sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes angestiegen ist: Die Einnahmen durch die Exporte wurden geringer, gleichzeitig stiegen die Importe deutlich an.

Die Ursachen dafür seien laut Sarmiento in den insgesamt elf Freihandelsabkommen zu finden, die Kolumbien abgeschlossen hat. Diese hätten "dem Land keine höheren Exporte ermöglicht",  stattdessen würden billige Importe aus den USA und der EU begünstigt, die in der Folge die kolumbianische Industrie und Landwirtschaft nach und nach verdrängt hätten.

"Zusammenfassend: Sie finden ein System vor, in dem die Währungsabwertung steigt, das Zahlungsbilanzdefizit steigt, die Produktivität rasch sinkt und die Probleme nicht korrigiert werden, sondern im Gegenteil sogar zunehmen", so Sarmiento weiter.

Diese beschriebenen Faktoren hätten andererseits das Lebensniveau kurzfristig angehoben: Durch günstigere Preise konnten sich die Menschen mehr leisten, der Konsum ist höher geworden. Dies sei jedoch kein nachhaltiger Effekt, so Sarmiento. Ein Anstieg der Preise und ein Rückgang der Reallöhne sei zu erwarten.