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Lateinamerika vereint gegen Terror in Paris

Staats- und Regierungschefs sowie Aktivisten verurteilen Anschläge in der französischen Hauptstadt. Warnung vor politischer Instrumentalisierung

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Zeichen der Solidarität: Die Christus-Statue in Rio de Janeiro strahlte in den Farben der Tricolore
Zeichen der Solidarität: Die Christus-Statue in Rio de Janeiro strahlte in den Farben der Tricolore

Caracas/Havanna. Auch in Lateinamerika ist der Terrorangriff in Paris auf einhellige Ablehnung gestoßen. Staats- und Regierungschefs sowie soziale Aktivisten verurteilten die Anschläge an verschiedenen Orten der französischen Hautstadt, bei denen am Freitagabend 129 Menschen getötet und zahlreiche weitere zum Teil schwer verletzt wurden.

So verurteilte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro die Anschläge und solidarisierte sich mit dem französischen Volk. Das Außenministerium des südamerikanischen Landes veröffentlichte ein Kommuniqué, das "die Verpflichtung gegenüber dem Frieden und den Respekt vor dem Leben" als höchste Maxime des Rechtsstaats bezeichnet. Zugleich wies das venezolanische Außenamt jedwede Form des Terrorismus "als schwersten denkbaren Angriff auf die gesamte Menschheit" zurück.

Auch Kubas Präsident Raúl Castro kondolierte den Angehörigen der Opfer der Terroranschläge, wie aus einer Erklärung hervorgeht, die im kubanischen Staatsfernsehen verlesen wurde.

Der Vorsitzende der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur), Ernesto Samper, schloss sich den Verurteilungen der Anschläge an, während Boliviens Präsident Evo Morales die "entschiedene Ablehnung" der Taten erklärte. Bolivien sei solidarisch mit der Regierung von Frankreich und dem französischen Volk.

Ecuadors Präsident schrieb in einer Botschaft: "Unsere Solidarität gilt dem französischen Volk. Und wie wir bereits auf dem Gipfeltreffen der südamerikanischen und arabischen Staaten (Aspa) erklärt haben, gilt dem Terror unsere Verurteilung und Ablehnung." Auch die Präsidentinnen von Argentinien, Brasilien und Chile, Cristina Fernández, Dilma Rousseff und Michelle Bachelet bekundeten ihre Anteilnahme und verurteilten die "feigen Angriffe" in Paris.

In einem Kommentar bei dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Fernández: "Einmal mehr globaler Horror und die Tragödie des Terrorismus. Unsere Solidarität gilt Volk und Regierung Frankreichs." In weiteren auf Spanisch und Englisch verbreiteten Nachrichten forderte die linksgerichtete Präsidentin, den Terrorismus "auf globaler Ebene von einem breiteren Blickwinkel aus anzugehen, weil es sonst keinen Ort mehr geben wird, an dem wir uns sicher fühlen können". Argentinien verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen bei der französischen Botschaft in Buenos Aires sowie den Flughäfen des Landes. Die Kandidaten des Regierungslagers und der Opposition setzten zudem ihre Veranstaltungen im laufenden Wahlkampf aus.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto schloss sich den Verurteilungen an und kündigte an, dass die Botschaft des Landes in Paris allen Mexikanern Hilfe leisten werde. Bei einem der Angriffe am Freitag wurde offenbar ein mexikanischer Staatsangehöriger verletzt.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos bekräftigte indes, trotz des Mehrfachanschlags an dem UN-Klimagipfel teilnehmen zu wollen, der in wenigen Wochen in der französischen Hauptstadt ausgerichtet wird.

Ähnliche Botschaften der Solidarität und Trauer kamen von führenden sozialen Vertretern aus Lateinamerika und der Karibik, wie etwa der kolumbianischen Friedensaktivistin Piedad Córdoba. In Kolumbien, Ecuador, Uruguay und anderen südamerikanischen Ländern versammelten sich Menschen auf der Straße, um ihre Solidarität auszurücken.

Für den mexikanischen Analytiker Alfredo Jalife stellen die terroristischen Attentate vom vergangenen Freitag in Paris "einen französischen 11. September" dar. Nun beginne "ein Propagandakrieg", um Frankreich und möglicherweise die Nato "für eine militärische Eskalation in Syrien zu organisieren und zu verpflichten", sagte der Dozent für Politik- und Sozialwissenschaften an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko UNAM), in einem Interview mit dem lateinamerikanischen Sender Telesur. Staatspräsident François Hollande hatte die Anschläge als "Kriegshandlung" bezeichnet, die "vom Islamischen Staat von außerhalb mit Unterstützung im Inneren organisiert wurden". Demnach könnte es sich laut Nato-Vertrag um einen "Bündnisfall" handeln.

Zugleich warnte Jalife vor einem weiteren Erstarken der extremen Rechte in Frankreich und anderen Ländern der Europäischen Union. Es könnte zu massenhaften Abschiebungen und einer ausländerfeindlichen Migrationspolitik kommen.