Kuba verstärkt Kooperation mit den Niederlanden und dem US-Bundesstaat Virginia

Gespräche über wirtschaftliche Zusammenarbeit. Universitäten von Havanna und Virginia vereinbaren Austausch. Gouverneur fordert Ende der Blockade

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Die niederländische Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, Lilianne Ploumen (rechts im Bild) mit Vertretern ihrer Delegation in Kuba
Die niederländische Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, Lilianne Ploumen (rechts im Bild) mit Vertretern ihrer Delegation in Kuba

Havanna. In der kubanischen Hauptstadt sind unlängst eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Königreich der Niederlande und dem US-amerikanischen Bundesstaat Virginia sowie die akademische Kooperation der Universität von Havanna und der Virginia Commonwealth Universität vereinbart worden.

Am 11. Januar traf Kubas Außenminister Bruno Rodriguez die niederländische Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, Lilianne Ploumen. Sie war mit einer Delegation aus 77 Repräsentanten von Unternehmen sowie Kultur- und Sportorganisationen angereist. Hierzu gehörten unter anderem Vertreter der Konzerne Heineken, Unilever und Philips. Zweck der Gespräche waren Verhandlungen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder sowie die Verbesserung der Kommunikation auf politischer Ebene.

Neben den Sondierungen gab es bereits einen ersten großen Erfolg, erklärte Ploumen: Die Regierung Kubas habe die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens zwischen dem anglo-niederländischen Unilever - einem der weltweit größten Hersteller von Verbrauchsgütern - und der kubanischen Firma Intersuchel genehmigt. Das Joint Venture soll zukünftig unter dem Namen Unilever Suchel S.A. agieren und in der Sonderwirtschaftszone Mariel angesiedelt sein. Unilever plant für den Bau einer Fabrik für das neu gegründete Unternehmen eine Investition von über 35 Millionen US-Dollar. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2017 vorgesehen.

Bereits in der ersten Januarwoche traf der Gouverneur des US-Bundesstaates Virginia, Terence R. McAuliffe als erster US-Politiker in diesem Jahr in Havanna ein. Zu seiner Delegation gehörten die Staatssekretäre für Gesundheit, Technologie und Landwirtschaft sowie 20 Wirtschaftsvertreter. Bei den verschiedenen Zusammenkünften sollten "neue Räume für den wirtschaftlichen und sozialen Austausch" ausgelotet werden. Virginia hat vor allem Interesse am verstärkten Export landwirtschaftlicher Produkte und der Ausweitung des Seeverkehrs mit Kuba. Zum Auftakt des Besuches traf McAuliffe von der Demokratischen Partei mit Kubas Minister für Außenhandel und ausländische Investitionen, Rodrigo Malmierca, zusammen. Anschließend nahm er an der Eröffnung eines bilateralen Wirtschaftsforums teil. Bei beiden Gelegenheiten beklagte der Gouverneur, dass die anhaltende US-Blockade eine weitergehende Normalisierung der Beziehungen verhindere und forderte ihre sofortige Aufhebung. Auch ein Besuch der Sonderwirtschaftszone Mariel stand auf dem Programm. Empfangen wurde McAuliffe auch von Ricardo Cabrisas, dem Vizepräsidenten des kubanischen Ministerrates.

Der Rektor der Universität von Havanna (UH), Dr. Gustavo Cobreiro, und weitere Vertreter der Universität besprachen mit McAuliffe Pläne für eine akademische Zusammenarbeit mit der Virginia Commonwealth Universität (VCU). Hierbei äußerten sich beide Seiten zu Vorstellungen über Art und Weise eines Wissenstransfers und zu Möglichkeiten von Studentenaustauschprogrammen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde unterzeichnet.

Beide Entwicklungen stehen im Zusammenhang mit den im vergangenen Jahr erfolgten Lockerungen der Handels- und Reisebestimmungen im Rahmen der amerikanischen Wirtschaftsblockade, die nach kubanischren Angaben bislang wirtschaftliche Schäden von über 116 Milliarden US-Dollar für den sozialistischen Inselstaat angerichtet hat. Die Niederlande hatten im Oktober 2015 in der UNO zusammen mit 190 der 193 Delegationen für die Resolution gestimmt, mit der die restriktiven Maßnahmen Washingtons gegen Kuba verurteilt wurden. Die USA und Israel votierten wieder für die Aufrechterhaltung der Blockade.