Vatikan will Archive über Diktatur in Uruguay zugänglich machen

vatikan_museen_luftaufnahme.jpg

Blick auf einen Teil des Vatikans: Die hier gelagerten Unterlagen zur Diktatur in Uruguay sollen zugänglich gemacht werden
Blick auf einen Teil des Vatikans: Die hier gelagerten Unterlagen zur Diktatur in Uruguay sollen zugänglich gemacht werden

Vatikanstadt/Montevideo. Der Vatikan will nach eigenen Angaben die von ihm verwalteten Archive über die Zeit der Militärdiktatur in Uruguay (1973-1985) öffnen. Das berichten uruguayische Medien unter Berufung auf eine Nachricht des Kirchenstaates an den Botschafter des südamerikanischen Landes, Francisco Ottonelli.

Der Diplomat gab die Nachricht aus dem Vatikan demnach an Mario Cayota weiter, Mitglied der sogenannten Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission der Regierung. Dieses Gremium war unter dem amtierenden Präsidenten Tabaré Vázquez gegründet worden, um die unter der Diktatur begangenen Gewaltverbrechen zu untersuchen. Vor allem geht es auch in Uruguay darum, die damals verschwundenen Opfer der Diktatur ausfindig zu machen oder ihr Schicksal zu klären.

Cayota äußerte sich in diesem Zusammenhang auch über die Rolle der katholischen Kirche in Uruguay während der Diktatur. Es habe damals verfolgte Familien gegeben, die sich mit der Apostolischen Nuntiatur (Botschaft des Vatikans) in Montevideo in Verbindung gesetzt hätten. Einige dieser politische Verfolgten seien vom damaligen Vertreter des Vatikans, Carlos Parteli (1910-1999) informell empfangen worden.

Es sei derzeit schwer vorherzusagen, wann die Archive des Kirchenstaates ausgewertet werden können, man wolle aber ohne weitere Verzögerungen vorankommen, sagte Cayota.

Die Untersuchungskommission der Regierung in Uruguay besteht aus der Abgeordneten des linksgerichteten Regierungsbündnisses Frente Amplio, Macarena Gelman, dem ehemaligen Abgeordneten Felipe Michelini, einer Vertreterin der Nachkommen afrikanischer Sklaven, Susana Andrade, dem methodistischen Theologen Ademar Olivera, Emilia Carlevaro vom Verband der Angehörigen der Diktaturopfer, Pedro Sclofsky von der jüdischen Gemeinde und Cayota, der die katholische Kirche vertritt.