Internationales Treffen sozialer Bewegungen im Vatikan

Papst verbündet sich im Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung mit sozialen Bewegungen. Evo Morales als einziges Staatsoberhaupt anwesend

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Rund 100 Vertreter sozialer Bewegungen aus aller Welt kamen auf Einladung des Papstes in den Vatikan
Rund 100 Vertreter sozialer Bewegungen aus aller Welt kamen auf Einladung des Papstes in den Vatikan

Vatikan. In Rom ist am Donnerstag ein internationales Treffen von Vertretern und Vertreterinnen von 100 sozialen Bewegungen aus aller Welt zu Ende gegangen. Diese tagten auf Einladung von Papst Franziskus drei Tage lang zu der Frage, wie die Bewegungen Problemen wie Krieg, Vertreibung, Hunger, Armut und Arbeitslosigkeit entgegentreten können. Diskutiert wurden die Ursachen der weltweit wachsenden sozialen Ungleichheit und der Mechanismen von Exklusion. Bei dem Treffen waren unter anderen die brasilianische Landlosenbewegung MST, der zambische Obdachlosen- und Armen-Verband, eine kurdische Jugendorganisation aus Syrien sowie eine Vereinigung koreanischer Bäuerinnen vertreten. Die drei thematischen Schwerpunkte des Treffens waren: Land (Bauern, Landwirtschaft, Nahrungsmittelsouveränität und Umwelt), Arbeit (informelle Arbeit, Kinder- und Jugendarbeit), und Wohnraum (informelle Ansiedlungen, Mangel an Wohnraum und arme urbane Peripherien).

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Der Papst bei seiner Ansprache
Der Papst bei seiner Ansprache

Als einziges Staatsoberhaupt nahm Boliviens Präsident Evo Morales an dem Treffen teil, jedoch vor allem als indigener Anführer. In einem Panel zu "Plurinationalität, Staat und soziale Bewegungen" hielt Morales eine Rede zu der Frage: "Wie können wir den Kapitalismus beenden?". Der erst vor zwei Wochen wiedergewählte Morales stellte anhand von Beispielen das Programm seiner Regierung vor und kritisierte den Kapitalismus als ein System, in dem alles verkauft und gekauft werde. Dadurch schaffe man eine exklusive Gesellschaft, die auf der einen Seite Überfluss und auf der anderen Seite Armut mit sich bringe. Da der "Kapitalismus eine große Verfehlung der Menschheit" sei, habe man in Bolivien die Demokratie neu geschaffen und mache eine Politik, die die Armen und das Volk ermächtige, so Morales weiter. Morales traf sich nach seiner Ansprache zu einer Privataudienz mit Papst Franziskus, um mit ihm über die Situation der Kirche in Bolivien und einen möglichen Staatsbesuch des Oberhauptes der katholischen Kirche in dem Andenland zu sprechen.

Der Papst hielt vor den versammelten Vertreterinnen und Vertretern der sozialen Bewegungen ebenfalls eine Rede, in der er sich mit dem Begriff der Solidarität auseinandersetzte. Diese äußere sich darin, dass man an die Gemeinschaft denke und ihr zugunsten handele und den Wert des Lebens über den Besitz Einzelner stelle. Außerdem müsse man gegen die strukturellen Gründe für Armut, Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, Landlosigkeit und die fehlende Umsetzung sozialer Rechte kämpfe, so Franziskus weiter. Der Papst hob die Arbeit der sozialen Bewegungen in diesem Kampf hervor und sagte, er wolle seine Stimme zu den ihren geben und gemeinsam mit ihnen gegen die "neuen Dimensionen" von Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen, die in der Welt herrschen würden. Zu guter Letzt äußerte Franziskus seine Verwunderung darüber, dass er für seine Forderungen immer wieder als Kommunist bezeichnet werde.