Amerikas

100 Jahre Copa América - Halbfinals stehen fest

Argentinien, Kolumbien, Chile und USA im Halbfinale. Uruguay und Brasilien in der Gruppenphase raus. Auch neben dem Grün eine Copa der Kuriositäten

copa.jpg

Logo der Copa América
Logo der Copa América

Boston. Bei der aktuell laufenden Jubiläumsausgabe der kontinentalen Fußballmeisterschaft Copa América Centenario stehen die Mannschaften von Argentinien, Kolumbien, Chile und der USA im Halbfinale. In der Nacht zu heute schaffte es Chile mit einem beeindruckenden 0:7 gegen Mexiko unter die letzten vier. Mit Uruguay und Brasilien verabschieden sich zwei Favoriten bereits in der Gruppenphase. Nicht nur fußballerisch war das Turnier bisher kurios, auch seitens der Veranstalter kam es zu Ungereimtheiten.

Die Viertelfinals

Im Samstagsspiel demütigte Titelverteidiger Chile Mexikos "Tri" im kalifornischen Santa Clara mit 0:7. Eigentlich hatten die zuletzt in 22 Spielen unbesiegten Mexikaner Heimspielbedingungen, aber es gelang ihnen nicht diesen Vorteil zu nutzen. Matchwinner mit vier Toren in der zweiten Halbzeit war der bei Bundesligist Eduardo Vargas der TSG 1899 Hoffenheim.

Als erster Halbfinalkandidat qualifizierte sich Gastgeber USA gegen Ecuador mit 2:1. Es war das erklärte Ziel des zuvor belächelten US-Coaches Jürgen Klinsmann, der vor dem Turnier mächtig in der Kritik stand, weil seinen großen Worten, keine Taten gefolgt waren. Klinsmann-Kritiker Alexi Lalas bringt die Stimmung seiner Landsleute nun auf den Punkt: "Mir ist es egal, ob sie Fortschritte machen. Mir ist nur eins wichtig: dass die USA gewinnen."

Am Freitag trafen mit Peru und Kolumbien zwei südamerikanische Teams aufeinander. Die Partie wurde hart geführt, bot jedoch keine guten Torszenen und endete nach der regulären Spielzeit torlos. Im Elfmeterschießen behielten alle kolumbianischen Spieler die Nerven und verwandelten ihre Schüsse. Zum gefeierten Helden von New York wurde Kolumbiens Torhüter David Ospina. Er hielt den Elfmeter von Miguel Trauco, ehe Christian Cuevas den vierten Versuch Perus weit über das Tor schoss. Endstand: 4:2.

Wie erwartet schaffte Argentinien souverän den Einzug ins Halbfinale. Sie besiegten die venezolanischen "Vinotintos" standesgemäß mit 4:1. Sehr sehenswert legte der 28-jährige Messi das 1:0 auf Gonzalo Higuain und traf selber zum 3:0. Maradonna, der am Rande eines Freundschaftsspiels bei eingeschalteten Mikros Pele erzählte, dass Messi keinen Charakter habe und nicht zum Führer tauge, ruderte in den Medien zurück und revidierte sein hartes Urteil gegen den Ausnahmespieler. 

Am Mittwoch wird Argentiniens "Albicleste" auf die USA treffen.

Gruppenphase

Die "Celeste" aus Uruguay war denkbar ungünstig in das Turnier gestartet. In Arizona traf die Mannschaft auf Mexiko. Als sie vor dem Spiel ansetzte, um ihre Nationalhymne mitzusingen, erschallte stattdessen die chilenische Hymne. Die Spieler blickten verdutzt drein. Der Veranstalter vom südamerikanischen Fußballverband CONMEBOL tweetet, dass es sich um "menschlichem Versagen" handelt. Uruguay verlor das Auftaktspiel gegen Mexiko mit 3:1, ließ sich anschließend von Venezuela mit einem 0:1 abfertigen und spielte dann noch 3:0 für die Galerie gegen Jamaika. In dieser Gruppe setze sich Mexiko souverän gegen seine Gegner durch. Zweiter der Gruppe wurde Venezuela, das gegen Jamaika gewann und sich von Mexiko unentschieden trennte.

Bei den Chilenen, die in ihrem Auftaktspiel im kalifornischen Santa Clara gegen Argentinien antraten, gab es ebenfalls einen Fauxpas bei der Hymne. Zwar wurde das richtige Lied gespielt, aber der Stadion-DJ wechselt mittendrin und lässt den offiziellen Song der Copa America, "Superstars" des Rappers Pitbull laufen. Die chilenischen Spieler und Fans ließen sich davon nicht beirren und sangen einfach weiter ihre Hymne. Gegen Argentinien verloren sie dennoch mit 1:2. Es folgte ein Zittersieg gegen Bolivien. Arturo Vidal schoss in der Nachspielzeit per Foulelfmeter das erlösende 2:1. Gegen Panama siegte die "Roja", wie das Team genannt wird, mit 4:2 und wurde Gruppenzweiter. Souverän dank Messi, zog die "Albiceleste" unbesiegt ins Viertelfinale ein.

Überaschenderweise hat Rekordweltmeister Brasilien bei der Copa das Viertelfinale verpasst. Nach dem 0:0-Unentschieden gegen Ecuador und dem 7:1 gegen Haiti sahen die Brasilianer sich auf einem guten Weg. Dann jedoch verlor die "Seleçao" das letzte Vorrundenspiel gegen Peru 0:1 und beendete somit die Gruppe B hinter Peru und Ecuador nur auf Platz drei. Der heftige Protest der Brasilianer nach dem Siegtor der Peruaner half indes wenig. In der 75. Minute drückte Raul Ruidiaz den Ball nach einer Rechtsflanke aus Nahdistanz mit der Hand über die Linie. "Die Spieler und ich können nicht ändern, was alle gesehen haben", kommentierte Brasiliens Nationaltrainer Dunga den irregulär erzielten Siegtreffer. Der ehemalige Profi des VfB sagte weiter, sein Team sei nicht aufgrund des Fußballs eliminiert worden. Einige – vor allem nicht fürs Nationalteam nominierte Spieler, wie Thiago Silva, David Luiz oder Real Madrids Star Marcelo – sehen das anders. Sie kritisierten, dass Dunga weder eine Spielvision noch ein taktisches Konzept habe. Für Brasilien war das frühe Aus bei der Copa nach dem 1:7 gegen Deutschland im WM-Halbfinale 2014 die zweite große Enttäuschung innerhalb von zwei Jahren. Auf die Frage, ob er Angst vor einem Zwangsurlaub habe, antwortet Trainer Dunga: "Es gibt nur eine Sache, vor der ich mich fürchte: vor dem Tod" – und mahnte zu Geduld. Der brasilianische Verband hatte keine, entließ ihn und präsentierte bereits am Folgetag einen Nachfolger: Adenor Leonardo Bacchi, genannt Tite.

In der Gruppe A hatte die US-Auswahl das Turnier mit einer 0:2-Niederlage gegen Kolumbien im Eröffnungsspiel am 4. Juni begonnen, im Anschluss aber souverän für das Viertelfinale der Copa América Centenario qualifiziert. Das Team von Nationaltrainer Jürgen Klinsmann schlug Paraguay mit 1:0 und Costa Rica mit 4:0. Obwohl Starstürmer James Rodriguez, laut der offiziellen Homepage des Veranstalters gar nicht auf dem Platz steht, schießt er die "Cafeteros" mit seinem Treffer zum 1:0 gegen Paraguay zum Sieg.

Adidas hat indes in den sozialen Medien Häme bezogen, da der deutsche Sportartikelhersteller in einer Werbekampagne für die kolumbianische Mannschaft den Namen des Landes falsch schrieb. Anstelle des spanischen "Colombia", schreibt Adidas: "Columbia".

Die Copa América ist als Südamerika-Meisterschaft bekannt. Die Centenario-Edition findet anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL statt. Austragungsort sind erstmals die USA. Alle Finalspiele können im deutschen Free-TV verfolgt werden.