Kolumbien / Politik

Santos fordert "Eliten" von Kolumbien zur Unterstützung des Friedens auf

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Präsident Santos beim Kongress der Handelskammer in Cartagena am 2. September
Präsident Santos beim Kongress der Handelskammer in Cartagena am 2. September

Bogotá. Der Präsident von Kolumbien, Juan Manuel Santos, hat an die Eliten seines Landes eindringlich appelliert, das Friedensabkommen mit der Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) zu unterstützen. Die Vereinbarung, die in Havanna am 25. August nach vierjährigen Verhandlungen unterzeichnet wurde, sei "nicht vollkommen", jedoch "besser als weitere 20 oder 30 Jahre Krieg", so Santos in einem Interview mit der Tageszeitung El País.

Während der amtierende Präsident sich überzeugt zeigt, dass die einfache kolumbianische Bevölkerung ebenso denke, scheint ihm die Haltung der Oberschicht fraglich zu sein. "Ich verstehe nicht, wie meine Bekannten aus der Elite, der ich selber und wie diese den exklusivsten Klubs der Hauptstadt angehöre, gegenüber den Vorzügen eines Friedens so ignorant sein können." Es stimme ihn traurig, so Santos weiter, dass nicht einmal die Bedeutung dieses Schrittes dafür erkannt werde, den eigenen Kindern ein friedlicheres Land zu hinterlassen.

Für ihn selber habe die Haltung, die die Opfer des Krieges zum Friedensprozess eingenommen hätten, zu den größten Lektionen gehört. Diejenigen, die am meisten gelitten hätten, zeigten am meisten Großmut und Bereitschaft zum Verzeihen, führte der Präsident weiter aus. Gleichzeitig bereitete er das Land darauf vor, dass der Aufbau des Friedens noch komplizierter werde als es der Verhandlungsprozess bereits gewesen sei.

Die Äußerungen des kolumbianischen Präsidenten können als Auftakt seiner Kampagne für die Volksabstimmung über die Friedensvereinbarung angesehen werden. Am 2. Oktober werden 33,8 Millionen Kolumbianer dazu befragt, ob das Abkommen zwischen Regierung und Farc in Kraft treten soll. Das Referendum wurde von der Regierung Santos eingebracht und vom Obersten Gericht des Landes bestätigt.

Einflussreiche Politiker, wie die ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe und Andrés Pastrana, stehen indes an der Spitze einer Nein-Kampagne in Bezug auf die kommende Volksabstimmung. Die Ablehnung wird hauptsächlich mit einer befürchteten Straffreiheit für die Aufständischen in dem bewaffneten Konflikt begründet, der mehr als ein halbes Jahrhundert angedauert hat.

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