EZLN in Mexiko kritisiert "falsche Kritiker"

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Subcomandante Insurgente Moisés stellte beim Fünften Nationalen Indigenen Kongress (CNI) den für einen Regierungsrat und eine indigene Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen vor
Subcomandante Insurgente Moisés stellte beim Fünften Nationalen Indigenen Kongress (CNI) den für einen Regierungsrat und eine indigene Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen vor

Mexiko-Stadt. Der von der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) ausgearbeitete Vorschlag, bei den Präsidentschaftswahlen 2018 in Mexiko mit einer unabhängigen indigenen Kandidatin anzutreten, hat für Wirbel in den landesweiten Medien und der Parteilinken gesorgt. Die Idee wurde am 14. Oktober beim Nationalen Indigenen Kongress (CNI) geäußert. Seitdem wird in dessen Strukturen darüber diskutiert, ob dem Vorschlag zuzustimmen oder ob er abzulehnen ist. Ein Ergebnis wird zum Jahresende erwartet.

Es waren vor allem linksgerichtete Online- und Print-Medien, die der 2014 gegründeten Partei "Bewegung der Nationalen Regeneration" (Morena) nahe stehen sowie Vertreter von Morena selbst, die in einer möglichen indigenen Gegenkandidatin die Spaltung der linken Wählerstimmen sehen und, damit gleichbedeutend, einen direkten Angriff gegen sich selbst. Andere wiederum glauben zu wissen, dass hinter dem "zapatistischen Manöver der Wille des verstorbenen EZLN-Sprechers Marcos" steht. Die Person hinter der Maske agiert zwar unter dem Namen Subcomandante Galeano weiter fort, erfüllt jedoch andere Funktionen als Marcos. Dass der indigene Subcomandante Moisés, aktueller Sprecher und Militärchef, den höchsten Führungsgrad innerhalb der EZLN inne hat, lassen sie außer Acht.

Beide Subcomandantes haben daraufhin verschiedene Kommuniqués veröffentlicht, in denen sie Stellung zu den Reaktionen beziehen. Einerseits kritisieren sie, dass Tatsachen bewusst verdreht würden und das Verhalten einer Hysterie gleichkomme. Andererseits pointiert Moisés mit Blick auf viele Journalisten und Meinungsmacher scharf: "Wie wollen Sie verstanden werden, wenn Sie noch nicht einmal verstehen, wie wir als Gemeinschaft, die wir sind, Entscheidungen treffen? Und noch bevor es Resultate gibt, beginnen Sie mit Ihren Beleidigungen, Respektlosigkeiten, Verspottungen, Ihrem Rassismus?" Und fügte hinzu: "Besser du studierst und lernst: Das, was dich fertig macht, nennt sich 'Kapitalismus' und nicht 'Indígene'."

Im jüngsten Schreiben vom 17. November, dem Tag der Gründung der EZLN vor 33 Jahren, beschreiben sie detailliert die Entstehungsgeschichte des Vorschlags. Auch wenn die Idee seit dem 14. Oktober klar ist, sahen sie sich gezwungen, wiederholt zu sagen, dass die Kandidatin keineswegs aus den zapatistischen Strukturen kommen werde. Noch weniger beteilige sich die EZLN in irgendeiner Form an den Wahlen. Ausführendes und repräsentatives Organ werde allein der CNI sein. Um die "politische Tiefe und Bedeutung" gänzlich verstehen zu können, müssten jedoch zuerst die knapp 30 Seiten Text gelesen werden.

Erste mediale Reaktionen im deutschsprachigen Raum, die sich auf Agentur-Meldungen stützen, ließen sich auch von der erneuten Klarstellung der EZLN wenig beeindrucken. Auch in dieser Hinsicht sind die Worte von Moisés zu deuten: "Nun, wir sagen ihnen: Sie sollten zuerst einmal lesen lernen, dann genau lesen, und danach sollten Sie lernen, das Gelesene zu verstehen."

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