Vitória. Ein Teil der Militärpolizei hat die Arbeit in den Straßen von Vitória wieder aufgenommen. Ihr Protest für Lohnerhöhungen hatte in der Hauptstadt des Bundestaates Espirito Santo im Südosten Brasiliens zu chaotischen Zuständen geführt. Schulen und Krankenstationen mussten geschlossen werden. Wegen des Fehlens von Polizisten auf den Straßen wurden in zehn Tagen 144 Morde registriert. Eine Welle von Gewalt, Wohnungseinbrüchen und Straßen-Überfällen war über die 320.000-Einwohner-Stadt hereingebrochen. In der Region sind über 300 Supermärkte und andere Läden geplündert worden.
Viele Militärpolizisten hatte die Arbeit niedergelegt, um Gehaltsforderungen Nachdruck zu verleihen. Die brasilianische Militärpolizei hat kein Streik-Recht. Deshalb protestierten die Beamten über den Umweg einer Blockade. Die Frauen, weitere Familienangehörige und Freunde hatten vor Polizeistationen und Kasernen kampiert, um den Anspruch der Beamten auf Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Die Polizisten konnten so behaupten, von den Demonstranten an der Arbeit gehindert worden zu sein.
Die unterbezahlten Polizeibeamten in Espirito Santo hatten das letzte Mal vor sechs Jahren mehr Geld erhalten. Ehefrauen der Polizeiangehörige äußerten sich "stark und fest" in ihrem Protest, obwohl so das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen gekommen war. Sie forderten eine Gehaltserhöhung von 43 Prozent für ihre Männer und eine Amnestie für den illegalen Streik.
Nachdem in der Provinzhauptstadt Vitória anarchische Zustände geherrscht hatten, nahm ab Samstag ein Teil der Militärpolizei, über 1.200 Polizisten, ihre Arbeit in den Straßen der Stadt wieder auf. Der Polizeistreik ist dadurch teilweise beigelegt. Seit Montag haben die Geschäfte wieder geöffnet, auch die Schulen sind wieder in Betrieb und Gesundheitsstationen werden wieder besetzt. Die übrigen Streikenden führen die Verhandlungen fort.
Die brasilianische Regierung schickte die Armee, um die öffentliche Sicherheit wieder herzustellen. Die Polizeigewerkschaft (Sindipol) bestätigt, dass die Zahl der Morde in der Region dadurch stark gesunken sei.
Inzwischen hat der Bundesstaat gegen 703 Militärpolizisten Anklage erhoben. Ihnen drohen Strafen bis zu 20 Jahre Gefängnis.