Paramilitärs terrorisieren Bevölkerung in ländlichen Gebieten von Kolumbien

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Graffiti als Warnung der neuen Paramilitärs in Kolumbien
Graffiti als Warnung der neuen Paramilitärs in Kolumbien

Bogotá. In Kolumbien gibt es erneut Flüchtlinge. Diesmal sahen sich etwa 335 Familien aus der Gemeinde Baudó, Department Chocó, gezwungen, Hab und Gut zu verlassen. Nach Berichten lokaler Medien sind rund 200 Paramilitärs in die Gegend eingefallen. Sie hätten Armbinden mit dem Kennzeichen der "Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens Gaitanistas" getragen.

Nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen sind die Paramilitärs in den frühen Morgenstunden in die Gemeinden vorgerückt und schossen wahllos auf die Bevölkerung. Es soll in der Folge zu einer Konfrontation zwischen den Paramilitärs und Mitgliedern der Guerilla "Nationale Befreiungsarmee" (ELN) gekommen sein, die sich in der Nähe der dortigen Gemeinden aufhalten.

Zoraida Hernández, Sprecherin der Menschenrechtskommission der Bauernvereinigung "Cumbre Agraria", alarmierte in einem Schreiben den Innenminister Kolumbiens, Juan Fernando Cristo, über die Vorfälle. Noch sei die Zahl der Verletzten oder Toten nicht geklärt. Die Konfrontation zwischen den Paramilitärs und der ELN soll bis spät in die Nacht angedauert haben. Auch der Verbleib von 180 Afrokolumbianern, die in ein unbewohntes Waldgebiet flüchteten, ist bislang ungeklärt. Sie sind noch nicht in die Stadt Pié de Pato zurückgekehrt.

Nach Angaben des kolumbianischen Roten Kreuzes und der Verwaltung von Pié de Pato sind 340 Flüchtlinge in der kommunalen Sozialeinrichtung der Stadt Alto Baudó untergebracht. Darunter sind 84 Kinder, 93 junge Mädchen, 17 Frauen und 14 ältere Menschen. Die von den Paramilitärs angegriffenen Dörfer gehören zu den Orten Batatal, Las Declicias, Puerto Misael, Boca de Leon, Punta de Peña und Puerto Cardozo. Die betroffenen Gemeinden sind von der Außenwelt abgeschnitten und warten darauf, dass staatliche Organisationen Nothilfe leisten.

Im Rahmen der begonnenen Friedensverhandlungen zwischen der ELN, der zweitgrößten Guerilla-Organisation Kolumbiens, und der Regierung, soll die betreffende Zone von den Guerillas geräumt werden. Deshalb rücken die Paramilitärs verstärkt vor, um das Gebiet zu übernehmen. Am Dienstag sollen sich etwa 100 Soldaten der regulären Streitkräfte nach Chocó bewegt haben.

Gleichzeitig hat General Jorge Arturo Salgado auf einer Sicherheitskonferenz in der Hauptstadt des Verwaltungsbezirks die Strategien erläutert, mit denen die Bewohner geschützt werden sollen. Unter anderem sollen über 50 Soldaten im Stadtzentrum stationiert werden. Durch eine Reihe von Militäroperationen will man die Rückkehr der Familien in ihre Gemeinden ermöglichen.

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