Havanna. Kubas Regierung will bis zum Jahr 2020 mehr als 96 Millionen US-Dollar in Projekte der urbanen Agrarwirtschaft investieren. Dies berichtet die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina. Die sozialistische Regierung fördert damit auch weiterhin die Entwicklung der städtischen und ökologischen Lebensmittelerzeugung auf der Insel.
Vergangenen Freitag ging in Kubas Hauptstadt Havanna der 3. Kongress der urbanen, suburbanen und familiären Landwirtschaft zu Ende, bei dem Experten von mehr als 40 Institutionen aus 15 Ländern teilnahmen. Bei dem Event, das von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gefördert wurde, kam auch die Zukunft dieser Anbauweise auf Kuba zur Diskussion.
Seit knapp 30 Jahren werden in kubanischen Städten in den "Organopónicos" (zu deutsch etwa Stadtgärten) vor allem Obst und Gemüse angebaut. Mit den Stadtgärten, die im Rahmen der Wirtschaftskrise in Folge der Auflösung des osteuropäischen sozialistischen Lagers ab 1992 massiv ausgebaut wurden, sollen ökologische Lebensmittel auf lokaler Basis produziert werden, um teure Importe zu ersetzen.
Die Entwicklungsleiterin der staatlichen Landwirtschafts-Dachgesellschaft "Grupo Empresarial Agrícola", Alina Beltrán, gab auf dem Kongress einen Überblick über die jüngsten Erfolge beim Ausbau dieser Wirtschaftsform auf Kuba. So könnten bereits 80 Prozent der benötigten Samen für Mangold im Rahmen des Programms selbst erzeugt werden, bei Kopfsalat sind es rund 70 Prozent.
Die Entwicklung der Landwirtschaft auf Kuba sei unabdingbar für die Entwicklung der gesamten Wirtschaft, betonte Vize-Landwirtschaftsministerin Ydael Pérez Brito auf der Schlusstagung des Kongresses. Dennoch gebe es große Schwierigkeiten bei dem Erwerb der nötigen Inputgüter und Technologie. "In diesem Kontext hat das Programm der urbanen Landwirtschaft seine Infrastruktur und seinen Fokus auf die Produktion jener Lebensmittel gelegt, die zur Souveränität und Ernährungssicherheit unseres Volkes beitragen", sagte Pérez Brito.
Zu den aktuell wichtigsten Veränderungen in der kubanischen Landwirtschaft zähle die Übergabe von ungenutztem Land zum Nießbrauch an Kleinbauern, die Förderung nicht-staatlicher Produzenten mit Schwerpunkt auf den Kooperativen sowie die Stärkung der landwirtschaftlichen Verwaltung auf lokaler Ebene.
Der Vertreter der FAO in Kuba, Theodor Friedrich, meldete sich auf dem Kongress ebenfalls zu Wort. Man müsse in der Lage sein, die Herstellung von Lebensmitteln in Einklang mit dem Anstieg der Weltbevölkerung zu erhöhen, allerdings nicht auf Kosten der natürlichen Ressourcen, wird der UN-Repräsentant von der Tageszeitung Granma zitiert.
Friedrich forderte die Einführung der konservierenden Bodenbearbeitung auf Kuba, welche weniger Düngemittel und weniger Maschineneinsatz erfordere. "Genannte Methode fördert die Entwicklung der Agrarindustrie, verbessert die Lebensqualität der Familien auf dem Land, verspricht ökonomische Gewinne und schont das Ökosystem", sagte Friedrich auf dem Kongress.
Kuba plant in den nächsten Jahren mehrere neue Projekte der urbanen Landwirtschaft auf den Weg zu bringen. Unter anderem sollen bestehende "Organopónicos" neu hergerichtet sowie technisch erweitert werden. 80 Prozent der Projekte werden dabei mit Hilfe von internationalen Krediten finanziert. Bis zum Jahr 2019, in dem der 4. Kongress der urbanen Landwirtschaft stattfinden soll, plant Kuba im Rahmen des Programmes die Produktion von jährlich 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel auf einer Fläche von 10.000 Hektar.