Venezuela / Politik

Hackerangriff auf Webseiten von Behörden in Venezuela

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Die gehackte Seite des Obersten Gerichtshofs von Venezuela am 7. August
Die gehackte Seite des Obersten Gerichtshofs von Venezuela am 7. August

Caracas. Rund 40 Webseiten von venezolanischen Institutionen sind am Montag von einem Hackerangriff getroffen worden. Zu der Aktion bekannte sich eine Gruppe mit dem Namen "The Binary Guardians" (Die binären Wächter), die offenbar dem radikalen Teil der Opposition nahesteht.

Brisant ist besonders der Angriff auf die Webseite des Nationalen Wahlrates (CNE), der zuletzt wegen der Durchführung der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung von der Opposition und ausländischen Regierungen kritisiert wurde. Auf der gehackten Seite der Wahlbehörde erschien ein Aufruf an die Angehörigen der venezolanischen Armee, sich gegen die gewählte Regierung des Landes zu erheben. "Heute brauchen wir dich mehr denn je, Soldat. Wir werden im Netz für die Rechte aller Venezolaner kämpfen, und ihr, das mutige Volk: Alle auf die Straße und unterstützt diese mutigen Soldaten! Die Stunden dieser Diktatur sind gezählt", heißt es in der Nachricht, die anstelle der CNE-Startseite zu sehen war.

Darüber war ein Foto eines Flugblatts zu sehen, das am Sonntag im Zusammenhang mit einem bewaffneten Überfall auf den Militärstützpunkt Paramacay in der Stadt Valencia verbreitet worden war. Darin hatten die Gewalttäter Angehörige der Streitkräfte, die weiterhin zur Regierung halten, als "militärische Ziele" bezeichnet und bedroht. Auch ein Video mit einer Szene aus dem Film "Der große Diktator" von Charlie Chaplin erschien auf der gehackten Webseite.

Von dem Hackerangriff waren laut dem Twitter-Konto der "Binary Guardians" auch andere staatliche Institutionen betroffen. Darunter das Oberste Gericht, der offizielle Webauftritt des Präsidialamtes, das Heer, die Marine, die Kriminalpolizei CICPC, die nationale Behörde zur Drogenbekämpfung, die Straßenverkehrsbehörde, die staatliche Telekommunikationsgesellschaft CANTV und zahlreiche weitere. Auch die Webpräsenz der oppositionell dominierten Nationalversammlung wurde gehackt.

Es ist nicht der erste Cyberangriff, der von den "Binary Guardians" ausgeht. Bereits am 31. Juli hatten sie sich Zugriff zur Webseite und zum Twitter-Kanal des CNE verschafft und gefälschte Nachrichten verbreitet.

Vor knapp zwei Wochen wurde auch die Webseite des Oppositionsbündnisses Tisch der demokratischen Einheit (MUD) gehackt, wobei die Urheberschaft des Angriffs unklar ist. Die Probleme scheinen aber noch nicht behoben: Gegenwärtig ziert ein Bild von US-Präsident Trump mit der Botschaft "Ich will, dass ihr eure Brüder und Schwestern umbringt" deren Startseite. Daneben stellten die Hacker ein Video von einem Auftritt des französischen Politikers Jean-Luc Mélenchon im Europäischen Parlament vom Juni 2016, in dem er Venezuelas Regierung angesichts eines kritischen Resolutionsentwurfs verteidigt.

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